Durch die etwas komplizierten Zollformalitäten auf der thailändischen Seite haben wir viel Zeit verloren und als wir endlich kambodschanischen Boden betreten dürfen, ist es bereits dunkel. Es fällt auf, dass die kambodschanischen Zöllner viel Gold tragen in Form von Uhren oder Schmuck, was uns wiederum vieles vermuten lässt. Was uns auch gleich auffällt sind die massiven Offroader, wie der Toyota Tundra und der Land Cruiser, die man hier sehr oft auf den Strassen sieht. Auf der anderen Seite zählt Kambodscha zu den ärmsten Länder der Welt. Das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt rund 30 US-Dollar.
Auf direktem Weg halten wir auf dem National Highway 5 auf Siem Reap zu und entscheiden uns nach 50 Kilometer in Sisophon ein Hotel zu nehmen.
Gut ausgeschlafen geht es am nächsten Morgen 100 km weiter auf dem National Highway 6 bis nach Siem Reap.
Die Hotels in Kambodscha sind so günstig, dass wir nicht wild campieren.
Unser Kocher ist vor kurzem sowieso kaputt gegangen und da wir uns erst in Australien etwas Neues anschaffen, heisst das ab jetzt nur noch auswärts zu essen. Was uns hier in Südost-Asien bis
jetzt nicht wirklich viel Mühe bereitet.
In Siem Reap müssen wir uns erst mal neue Visas für Thailand organisieren. Ein Touristenbüro bietet uns an, in 4 Tagen für je 55 USD, die Visas für uns ausstellen zu lassen. Ist gebucht. Die Wartezeit nützen wir natürlich, um uns die Tempelanlagen von Angkor Wat anzuschauen. Wir kaufen uns einen 3-Tagespass und fahren um 8 Uhr morgens aufs Gelände. Es trifft uns fast der Schlag! Abertausende von Touristen! Mit grossen Bussen fahren sie vor, meistens Chinesen und Japaner älteren Semesters, watscheln wie Enten durch die Anlagen, dem Führer, mit dem roten Regenschirm und Trillerpfeife, dicht hinterher. Von anderen Travellern erfahren wir, dass die besten Besuchszeiten zwischen 7:00-8:00 Uhr (kurz nach Sonnenaufgang) und zwischen 12:00 – 13:30 Uhr (Mittagszeit) und dann erst wieder später ab 16 Uhr (kurz vor Schluss). Die nächsten zwei Tage halten wir uns an die empfohlenen Zeiten und vermeiden so den Stress mit anderen Touris die schöne Anlage zu teilen. Weitere Infos zu Angkor Wat gibt’s auf Wikipedia.
In unserem Hotel lernen wir Jan und Vy kennen. Das Schweizer Pärchen fährt mit ihrem selbst gekauften Scooter für ein ganzes Jahr in Südostasien herum. Gestartet sind sie in der Heimat von Vy, in
Vietnam. Was für ein Abenteuer!!!
Spontan fahren wir zusammen mit ihnen nach Battam Bang, wo wir den Bamboo Train ausprobieren möchten. Der sogenannte 'bamboo train' - eine Konstruktion aus zwei Achsen und einer Bambus-Palette,
auf der man sitzen kann. Das Ganze wird von einem kleinen Motor angetrieben. So bewältigt man vor Ort die kleinen Strecken. Ein kleiner Trip mit dem Gerät durch die Landschaft ist
lohnenswert und kostet ca. 3 USD. Das Ganze ist recht touristisch aufgezogen, aber es macht trotzdem Spass, sich mit dem improvisierten Gefährt durch die Reisfelder kutschieren zu lassen.
Eine weitere Attraktion, die wir uns nicht entgehen lassen möchten, ist der Besuch eines Floating Villages auf dem Tonle Sap Lake. Das Dorf „Kampong Phluk“ ist im Winter nicht per Fahrzeug
zu erreichen, da der Wasserstand zu hoch ist. Wir fahren soweit es geht und mieten dann ein Boot.
Der Tonle Sap (Khmer für großer See) in Kambodscha ist der größte See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde. Die Dorfbewohner leben ausschliesslich von der Fischerei
und heute auch vom Tourismus. Für den Fischfang beginnt im November die Hauptsaison, wenn die Wassermenge des Sees langsam wieder abnimmt und der Fischreichtum nach den Monaten des Hochwassers
seinen Höhepunkt erreicht hat. Schätzungen zufolge werden in Kambodscha insgesamt jährlich 225.000 Tonnen Fisch gefangen, der Großteil davon in den Binnengewässern und davon wiederum die Hälfte
im Tonle Sap. Fisch allein liefert mindestens drei Viertel des in Kambodscha konsumierten Proteins.
Beat Richner ist wohl der bekannteste Schweizer Arzt in Kambodscha. Er hat in den letzten 20 Jahren insgesamt sechs Kinderspitäler in Kambodscha (4 in Phnom Penh und 2 in Siem Reap) aufgebaut. Die Spitäler, welche grösstenteil aus privaten Spendengelder finanziert werden, behandeln gratis jährlich 80-90% aller Kinder in Kambodscha. Das Jahresbudget beträgt 40 Millionen Dollar. Ab 2013 unterstützt die Schweiz die Spitäler mit 4 Millionen Dollar jährlich. Neben Kambodscha ist die Schweiz das einzige Land, das die Institution unterstützt. Die restlichen Gelder stammen aus Privatspenden.
"Krankheiten sind eine der Hauptursachen, die Familien in den Ruin treiben können. Indem wir unsere Pflege vollumfänglich gratis zur Verfügung stellen, erlauben wir
es den Müttern, die Zeit in Ruhe bei ihren Kindern zu verbringen. Die Kinder werden dadurch rascher wieder gesund."
Mit diesen Worten richtet sich der Schweizer Kinderarzt und Cellist Beat Richner an das Publikum im Konferenzsaal seines Spitals im kambodschanischen Siem Reap. Richner gibt hier jeden
Samstagabend ein Konzert mit seinem Cello.
Zur Zeit unseres Besuches ist Beat Richner gerade in der Schweiz unterwegs, zwecks Spendenfang und so verpassen wir leider sein Konzert.
Nach nur sieben Tagen verabschieden wir uns bereits wieder von Kambodscha und fahren auf direktem Weg nach Bangkok.
Li Hai ! (Auf Wiedersehen)