Indien III

20.05.-1.06.2013

Grenzübergang: Biragni - Raxaul

Die Inder staunen nicht schlecht ab unserer Einrichtung im Gandi, während Nicky versucht zu relaxen in der grossen Hitze
Die Inder staunen nicht schlecht ab unserer Einrichtung im Gandi, während Nicky versucht zu relaxen in der grossen Hitze

Wie viele Stunden dauert es bis unsere Namen vom Pass und die Daten vom Carnet de Passage in einem dicken, alten und verstaubten Buch übertragen werden? Eine Stunde? Zwei Stunden oder gar drei Stunden? Wir sitzen auf halb zerfallenen Plastikstühlen in einer stinkigen und verschmutzten Kammer. Die Ventilatoren wirbeln im Schneckentempo den Staub von den Blechschränken und ein älterer Herr mit orange-hennagefärbten Haaren versucht eben diese Daten in das Buch zu übertragen. Geduldig schauen wir dem Spektakel zu.


Nach 3 Stunden in der düsteren Kammer verlassen wir hungrig und genervt den Zoll. Das Auto wird einmal mehr nicht kontrolliert. Auf schnellstem Weg verlassen wir die dreckige Stadt Raxaul. Mittlerweile ist es bereits kurz vor dem Eindämmern und wir sollten dringend etwas Essen. Am Strassenrand werden wir fündig und parkieren Gandi zwischen den Trucks.


Zu müde um weiter zu fahren und Ausschau nach einem ruhigen und gemütlichen Schlafplatz zu halten parkieren wir unseren Gandalf zwischen den Lastwagen und suchen etwas Schutz vor dem Strassenlärm. Es ist drückend heiss. Mit nassen Tüchern auf unseren nackten Körper versuchen wir uns mit dem Strassenlärm in den Schlaf zu wiegeln. Es ist der Horror. All 2-3 Stunden erwache ich und creme meinen Körper mit Feuchtigkeitscreme ein und befeuchte das Tuch, um meinen glühenden Körper irgendwie runter zu kühlen. Am liebsten würde ich der Hitze davon rennen.


Uff... es ist morgens um 6 Uhr. Wir haben die schweisstreibende Nacht im Gandi überlebt. Schnell unser Müesli essen und losfahren, damit wir die Klimaanlage starten können.


Eine Hitzewelle empfängt uns in Indien. So erreichen wir Bodh Gaya bei 52° Celsius. In den Medien lesen wir, dass Hunderte von Inder in dieser Region umgekommen sind, da sie trotz Hitze auf dem Feld arbeiten müssen und schlichtweg zu wenig Trinkwasser hätten, aber auch arme, alte Menschen und Kinder, welche auf der Strasse leben kamen dabei um.

 

In Bodhgaya angekommen, machen wir uns auf die Suche nach einem etwas besseren Hotel, denn ich brauche A/C (Klima) :-) Zum guten Glück werden wir in Bodhgaya rasch fündig. Raus gehen und Sightseeing machen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Erst am Abend strecken wir mal den Kopf durch die Tür um die Temperatur zu checken…. okay es ist 38°, ich glaube wir können kurz raus, um die Tempel von Bodhgaya zu bewundern.

 

Bodhgaya ist seit 1953 ein internationales buddhistisches Pilgerzentrum. Buddhisten aus Sri Lanka, Bangladesh, Thailand, Burma, Tibet, Bhutan, Vietnam, Taiwan, Korea und Japan errichteten in Bodhgaya bisher 45 Klöster und Tempel.


Drei Tage später erreichen wir erleichtert Kolkata. Aufatmen ist angesagt, denn wir haben die Fahrt auf den indischen Strassen unfallfrei überlebt. Ich werde keinen Kilometer mehr fahren.

Die Verschiffung

Roy hat es endlich geschafft, Gandi steht im Container, bereit für die Verschiffung nach Malaysia
Roy hat es endlich geschafft, Gandi steht im Container, bereit für die Verschiffung nach Malaysia

Von einem Overlander wurden wir auf die Speditionsfirma Carecontainer Lines aufmerksam gemacht. Die Firma betreibt Büros in Chennai, Kolkata, Kuala Lumpur und Kathmandu.

In Kolkata angekommen haben wir unsere erste Panne auf unserer Reise überhaupt.
Knackende Geräusche machen sich bemerkbar aus der Vorderachse. Die Bremsen
ziehen schlechter als normal und fallen plötzlich komplett aus!! Mit der Handbremse stoppen wir Gandalf auf dem Pannenstreifen, stellen die Warnblinker ein und steigen aus. Mir ahnt was es sein könnte! Das linke Radlager vorne ist glühend heiss. Das Aussetzen der Bremsen ist auf die hohe Hitze zurückzuführen. Bremsflüssigkeit tritt aus und die Bremsbeläge sind komplett verbrannt. Die Bremsscheibe scheint auch etwas abbekommen zu haben. In einer lokalen Garage lassen wir Gandalf reparieren. Die Jungs von Auto Enterprises machen einen guten Job. Wie sich aber später herausstellt doch nicht ganz so gut. Eine der Freilaufnaben wurde nämlich falsch montiert und an einem Flussufer (in Malaysia) sind wir kurz stecken geblieben ohne 4x4. Zum Glück gibt’s ja noch Sperren die wir nun wirklich gut einsetzen konnten. Aber alles der Reihe nach.


In der Zwischenzeit treffen wir uns mit Herrn Poolak von Carecontainer Lines. Gemäss seinen Angaben müssen wir uns um nichts kümmern. Der Papierkram, die Verzollung und Verschiffung wird alles von Carecontainer Lines organisiert. Wir fragen ihn, wann wir Kalkuta verlassen können? Nicole ist in der 28. Woche schwanger und muss schnellstmöglich fliegen. Gewisse Fluggesellschaften lassen schwangere Frauen nur bis zur 28. Woche fliegen. Herr Poolak bestätigt uns, dass wir am 1. Juni fliegen können und dass unser Gandalf bis dahin komplett verzollt und verladen ist. Wir nehmen Poolak bei Wort und buchen einen Flug nach Singapore.


Unser Cochsurfing Host „Tirthankar Basu“ lässt uns bei seinen Eltern im Zentrum von Kolkata wohnen bis die Reparaturen an Gandalf und die Formalitäten der Verschiffung abgeschlossen sind. Von einem Freund Tirthankar‘s werden wir spontan eingeladen in seinem Resort gratis zu übernachten. Dankend nehmen wir an und checken ein in unsere klimatisierte Villa. Vielen herzlichen Dank an unseren Sponsor http://resortibiza.com für diese wundervollen Tage.


Vier Tage vor unserem Abflug ist unser Gandalf noch immer nicht verladen! Nervosität macht sich breit und so erkunden wir uns immer wieder bei Herrn Poolak über den Stand der Dinge. Endlich die erlösende Nachricht, morgen soll Gandalf verladen werden….jupppii.

Im Hafen lässt man uns erst mal 3 Stunden warten bis wir auf das Zollgelände fahren dürfen. Dann endlich, wir dürfen rein. Erstmal die Dachbox abschrauben, alles im Fahrzeug verstauen und befestigen. Wir sind bereit, wo ist der Container? Plötzlich heisst es der Container ist erst am Montag bereit zum beladen. Was? Unser Flug ist aber am Samstag und es wurde uns ausdrücklich bestätigt, dass die Verladung vorher stattfinden soll? No Problem heisst es, sie werden Gandalf ohne uns verladen. Wir müssen ihnen nur den Schlüssel aushändigen?!! Ich werde laut und brülle…no way!! „Den Schlüssel werde ich euch nie aushändigen und wenn wir den Flug verpassen. Die extra Kosten werden der Carecontainer Lines in Rechnung gestellt.“ Herr Poolak meint nur, dass der Zoll am Freitag und Samstag nicht arbeitet und deshalb keine Verladung vor Montag!! Nicole wird die Sache nun auch langsam zu bunt und gibt lautstark zum Ausdruck, dass sie keinen Stress vertrage und der Flug wegen der Schwangerschaft am Samstag ein Muss ist!! Indische Frauen sind in der Regel sehr zurückhaltend und wenn sie mal laut werden, dann nur wenn es praktisch um Leben und Tod geht. Die Zöllner scheinen Nicoles Message klar verstanden zu haben und willigen ein Gandalf am Freitag (Morgen) zu verzollen.


Gandalf steht über Nacht im Zollgelände parkiert zwischen haushohen Container-Stapel und wartet auf seine Verzollung. Am Freitag um 10:30 fangen die Zöllner endlich an Gandalf zu inspizieren. Immer wieder wird die Chassis und Motoren Nummer in verschiedene Formulare und Bücher eingetragen. Nach vier Stunden Papierkram ist die Verzollung abgeschlossen und wir dürfen Gandalf rückwärts in den bereitgestellten 20 Fuss Container fahren. Auf Anhieb gelingt uns die Einfahrt ohne Luft abzulassen. Zwei Finger breit Luft haben wir und meistern ganz knapp die Einfahrtshöhe von 228 cm. So, nun muss Gandalf nur noch mit Spannsets gesichert werden. Es ist bereits vier Uhr und die Container Mannschaft ist bereits im Feierabend. Was?? Morgen Mittag ist unser Flug und die Verladung ist in meinen Augen nicht komplett abgeschlossen. Poolak meint das Fahrzeug ist verladen wie gewünscht und der Rest geschieht am Montag. „Nein, nein, nein…die Verladung ist erst abgeschlossen wenn Gandalf gesichert ist und der Container verschlossen und versiegelt ist. Pasta!“ In Indien ist halt alles etwas kompliziert. „Herr Poolak wem sagen sie das!!“ Poolak ist genervt und telefoniert rum und mobilisiert die Firma welche die Sicherung vornimmt.


Ok nun klappt es also doch….Samstags morgen wird Gandalf gesichert. Um 12:30 am Mittag wird der Container verschlossen und versiegelt und alles vor meinen Augen Yesss! Wichtiges Beweismittel nicht vergessen, das Foto des Siegels mit der Nummer drauf „KlicK“ und weg bin ich.

Mit dem Taxi fahre ich im Eiltempo zurück ins Hotel, wo Nicky bereits auf mich wartet. Kurz ein Sandwich reingedrückt und dann ab die Post an den Flughafen. Uffff wir habens geschafft….wieder einmal mehr ein Kapitel erfolgreich abgeschlossen…

Yeahhhh Südostasien wir kommen!!! J