Der Lonely Planet für Indien ist satte 7cm dick und wir sind ein wenig überfordert. Wie sollen wir vorgehen? Welche Route fahren wir? Highways oder Nebenstrassen? Wie sind die
Strassenverhältnisse? Fragen über Fragen!
Der Grenzübertritt bei Waga (Amritsar) verlief wieder mal problemlos. Die Inder haben uns noch aufgeklärt, dass unser Carnet de Passage für Pakistan nicht gültig ist! „Waasssss?“... das wussten
wir nicht - und siehe da, es steht sogar auf dem Carnet: „Not Valid for Pakistan“. Das Blut gefriert uns in den Adern und die Angst macht sich breit, dass wir jetzt kräftig Bakshish zahlen
dürfen. Wir haben aber unheimliches Glück, denn die Pakistanis haben es nicht bemerkt und den Indern war es egal…uffff.
Nach geglückter Grenzüberschreitung genehmigen wir uns ein Thali (Indische Mahlzeit) und warten die Zeit ab bis die Waga Boarder Show beginnt. Endlich geht es los…
Die Zuschauer reihen sich auf speziell aufgebauten Tribünen auf, um die Pakistani – India Boarder Show zu sehen. Die Show beginnt täglich um ca. 17:00 und lockt Tausende von Besuchern an. Auf der
indischen Seite setzen wir uns auf die „Foreigner“ Bühne wo wir uns das Muskelspiel der Giganten ansehen. Mit Stechschritt und grimmigem Blick wird die Zeremonie eröffnet. Stolze Soldaten
schreiten auf und nieder, blasen Trompete und Fahnen werden gehisst. Männer mit Schnurrbart, kräftig gebaut, alle mindestens 190cm gross, verkörpern die Macht der Kontrahenten. Die Zuschauer
werden von Animateuren dirigiert und die ganze Masse schreit auf Kommando. Wir sind überaus beeindruckt und feiern kräftig mit.
Am Morgen betreten wir den Tempel und verbringen den ganzen Tag an diesem magischen Ort.
Der Eintritt kostet nichts und man bekommt sogar Essen serviert, das von freiwilligen Helfern täglich bereitgestellt wird. Jeden Tag werden tausende hungrige Mäuler im Golden Temple kostenlos
verpflegt. Auch gibt es ein Guesthouse mit Betten für alle die eine Nacht da verbringen möchten. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus und geniessen einen wunderschönen Tag in dieser Anlage. Es
lohnt sich!! Zur Geschichte über den Golden Tempel in Amritsar bitte hier klicken.
Von der Stadt Agra sind wir etwas enttäuscht. Schmutzig, laut und überhaupt nicht sehenswert. Den Taj Mahal möchten wir uns aber trotzdem nicht entgehen lassen und checken in eines der unzähligen Hotels ein. Früh morgens besteigen wir ein Tuk-Tuk Richtung Taj Mahal. Der Andrang ist gross und nach zwei Stunden Anstehen sind wir endlich drin, um das Weltwunder - Taj Mahal - zu besichtigen. Wir empfinden keine so grosse Symphatie wie beim Goldenen Tempel und sind etwas genervt über den hohen Eintrittspreis und die Tausenden von Touristen. Nach 3 Stunden sehen wir bereits genug und gönnen uns ein Frühstück für 50 Rupien, umgerechnet weniger als einen Franken.
Vom 20. – 28. November findet in Pushkar jährlich das traditionelle Kamel Festival statt, wo Kamele und Pferde feilgeboten werden und ihre Besitzer wechseln. Das Fest lockt zur gleichen Zeit Hundertstausende von Hindu Pilgern an, welche sich im Pushkarsee reinwaschen. Das Fest ist am 25. November bereits im vollem Gang, als wir uns im Guesthouse einquartieren. Der Besitzer, ein Kanadier, willigt ein unsern Gandalf in seinem Garten parkieren zu dürfen und seine Anlage inklusive Toilette und Dusche für einen kleinen Beitrag in die Kaffekasse zu benützen .
Elora ist bekannt für seine Dutzenden von Tempel-Anlagen, welche in den letzten Zweitausend Jahren von Hindus und Buddhisten in den Fels gehauen wurden. Zwei Tage verbringen wir an diesem
wunderschönen Ort und erkunden fast alle 34 Höhlen. Fotografieren mit Blitz ist verboten und die Benutzung eines Stativs ist nur erlaubt mit spezieller Bewilligung. Hoppla….ohne Blitz und ohne
Stativ gibts keine gescheiten Fotos! „Was machen wir jetzt?“ Wir benützen unsere Schweizer ID Karte als Journalisten Ausweise für das „SWISS MAGAZIN“. Ohne Widerrede lässt man uns mit Stativ
fotografieren. Es werden uns Türen beziehungsweise Höhlen geöffnet die für Normalsterbliche nicht zugänglich sind. Wow so einfach geht das in Indien!
Nicht selten erleben wir ähnliche Szenen. So kommt es vor, dass wir der Polizei unsere Versicherungspolicen als „National India Permit“ verkaufen, um in Indien mit dem eigenen Fahrzeug reisen zu
dürfen. Papiere mit Stempel, Ausweise und alles was nach offiziellem Dokument aussieht verhelfen einem hier irgendwie weiter. Die nötige Portion Selbstsicherheit und Bestimmtheit darf natürlich
auch nicht fehlen.
Auf dem Hotel Parkplatz in Elora entdecken wir einen gelben Toyota Bus mit Berner CH-Nummernschild. Was für eine Überraschung! Seit Monaten haben wir keine Schweizer mehr getroffen und wir freuen
uns die neuen Gesichter kennenzulernen. Mit Katia und Christoph verstehen wir uns auf Anhieb sehr gut und wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen.
In Mumbai stehen verschiedene Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Ein Muss ist der Indian Gateway, das National History Museum und eine Slum Tour.
Der Slum Tour begegnen wir anfangs mit Skepsis und trotzdem möchten wir uns das anschauen. Mit dem Zug fahren wir zusammen mit unserem Guide und vier weiteren Touristen in einen der vielen Slums
von Mumbai. Auf dem ein km2 grossen Slum Grundstück, direkt neben dem Bankenviertel, leben und arbeiten eine Million Menschen. Der Slum entpuppt sich als eine „working poor Gemeinschaft“ die mit
Recycling Business ihr Geld verdient. Die hygienischen Zustände und die Arbeitssicherheit sind in unseren Augen katastrophal. Die Menschen die hier Leben und Arbeiten sind den Dämpfen, dem Dreck,
der Hitze und Gestank 24 Stunden ausgeliefert. Der Guide erklärt uns, dass die Menschen hier mehr oder weniger freiwillig leben. Die Regierung versucht schon seit Jahren das Grundstück teuer zu
verkaufen und in ein nobles Business und Banken Quartier zu verwandeln. Die Slumbewohner erhalten im Gegenzug eine schäbige Wohnung in einem Hochhaus und verlieren dazu noch ihre Arbeit. Ohne
Arbeit fehlt das Einkommen, was wiederum dazu führt, dass die Wohnungen untervermietet werden und die Einwohner dann wieder auf der Strasse landen und viele zu Alkoholikern werden. Es kann noch
Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern bis die Slums aufgelöst werden können. Für uns hat sich die Tour auf jeden Fall gelohnt, auch wenn wir wissen, dass wir nur einen kleinen Einblick
erhalten haben in die wohl humanere Gegend der Slums in Mumbai.
Vor unserem Hotel in Mumbai werden wir in gutem Englisch von einem hellhäutigen Typen angesprochen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen Redaktor des Magazins „Auto India“ handelt. Er möchte einen Artikel mit Fotos über unsere Reise und Gandalf schreiben. Wir werden spontan zum Mittagessen in ein persisches Restaurant eingeladen, das wiederum zu einem der ältesten und besten Restaurants in Mumbai gehört. Am nächsten Morgen haben wir Fotoshooting mit Gandalf vor dem Gateway of India. Wir sind gespannt auf den Artikel, der in der Februar Ausgabe erscheinen soll. Presseartikel
In Mumbai verabreden wir uns mit Swapnil, einem Ex-Arbeitskollegen von Roy, der bei der indischen Niederlassung PackSys Global Mumbai (PSG) gearbeitet hat. Bevor wir zu Swapnils Haus fahren, machen wir einen Besuch bei PSG Mumbai. Swapnil hat alles engagiert und wir werden bereits erwartet und herzlich empfangen. Kailas führt uns durch die ganze Firma und zeigt uns die Räumlichkeiten. Gandalf wird auch noch inspiziert bevor wir zum Abschluss noch ein Gruppenfoto machen. Herzlichen Dank an dieser Stelle für den herzlichen Empfang und Rundgang bei PSG Mumbai.
Endlich erreichen wir das zweite Etappenziel AGONDA. Schon seit Monaten freuen wir uns darauf hier zu entspannen und unsere Batterien wieder aufzuladen. Viele Overlander haben sich bereits
eingerichtet und ihre Fahrzeuge direkt am südlichen Teil des Strandes parkiert. Auch ein gelber Toyota Bus entdecken wir, es ist Katja und Christoph aus der Schweiz, welche sich spontan dazu
entschieden haben mit uns Weihnachten zu feiern!!! Juhuu ….wir parkieren gleich neben ihnen und richten unsere Lager auf.
Unser Tagesablauf besteht aus Schlafen, Essen, Trinken und Baden. Sich ab und zu ein Bierchen zu gönnen, Fisch zu grillieren und langen Spaziergängen am Strand. Am Lagerfeuer in der Overlander
Runde eine Shisha rauchen und über unsere Abenteuer diskutieren und das Erlebte verarbeiten. Die Verarbeitung ist ganz wichtig, da wir in den letzten Monaten unser Gehirn mit neuen Eindrücken
vollgestopft haben und am Ende praktisch nichts mehr aufnehmen konnten. Berichte schreiben und Fotos aussortieren lassen wir ganz weg, keine Motivation dazu.
Wir haben uns gefragt, wo denn die berüchtigten Goa Partys sind? Goas Strandpartys sind Vergangenheit. Die Behörden haben eine Lärmschutzmassnahme eingeführt, die dazu führt, dass ab 22 Uhr
jeglicher Lärm verboten ist. Es werden Ausnahmen über Weihnachten und Neujahr für Grossveranstalter genehmigt, die mit riesigen Sound Anlagen, DJ Line-Ups und hohen Eintrittspreisen Tausende von
tanzhungrigen Touristen anlocken. Besten Dank, aber nichts für uns!
Im Nachbarsort Pallolem besuchen wir die Silent-Night Party wo wir mit Kopfhörer am Strand etwas abfeiern und tanzen. Naja besser als nichts! :-)
Vier Wochen vergehen wie im Flug und schon heisst es wieder sich zu verabschieden. Bye bye Agonda, es war traumhaft schön und wir hoffen es war nicht das letzte Mal!!