Äthiopien

07.03. - 27.03.2015

Unser Übernachtungsplatz in Omorate
Unser Übernachtungsplatz in Omorate

Die Pässe und das Carnet de Passage lassen wir im Immigration Office von Omorate abstempeln. Das Büro gleicht eher einem halb zerfallenen Gebäude, das von einem Sandsturm heimgesucht wurde. Der Zöllner arbeitet dafür sehr speditiv, so dass wir eine halbe Stunde später offiziell in Äthiopien ankommen.

Beim Suchen eines geeigneten Übernachtungsplatzes werden wir freundlich von einem Kiosk- Besitzer begrüsst. Wir dürfen bei ihm auf dem Gelände direkt am Omorate River unter einem grossen, gewaltigen Baum übernachten. Da seien wir sicher und es kostet nichts, jedoch würde er sich freuen, wenn wir bei ihm am Kiosk ein kühles Bier konsumieren. Das muss er uns bei dieser Hitze nicht zweimal sagen. Prost!! 

Montags-Markt in Turmi
Montags-Markt in Turmi

Auf einer neuen Chinesischen Teerstrasse fahren wir am nächsten Morgen Richtung Osten nach Turmi, wo wir ein schönes Camp an einem ausgetrockneten Flussbett finden. Der Mango-Camp bietet wie der Name schon sagt, viele grosse Mango- Bäume, die sehr viel Schatten spenden. Wir legen einen Rasttag ein. Kevin plantscht den ganzen Tag in seiner Faltbadewanne. Roy übt sich wieder einmal auf der Slackline und ich ruhe mich einfach aus und versuche meine Magenverstimmung in den Griff zu bekommen.

Am nächsten Morgen schleppen wir uns über den legendären Turmi-Markt. Die Menschen sitzen in ihren traditionellen Kleider, aus Ziegenfell mit farbigen Perlen und Muscheln verziert, auf dem staubigen Boden und verkaufen ihre Ware. Sei es ein Huhn, ein paar Eier, Mais, Kaffeebohnen, eine Ziege, Holzschnitzereien, Schmuck aus Leder oder Messingringe. Milch, Obst und Gemüse finden wir auf dem Markt nicht. Kevin fällt mit seinen blonden Haaren und seiner weissen Haut sehr auf. Alle drehen sich nach ihm um und wollen ihn anfassen und an sich drücken. Gegen den Mittag wird die Hitze unerträglich. Wir verziehen uns und brummen im klimatisierten Gandalf davon.

Mursi Frau mit Tellerlippe
Mursi Frau mit Tellerlippe

Besuch im Mursi Dorf - die Fetzen fliegen

  

In der Kleinstadt Jinka - welches das Tor- und Ausgangspunkt zum Besuch des Mursi-Volkes ist, wollen wir Geld beziehen und unsere Ess-Vorräte auffüllen. Beim Versuch Geld zu beziehen wird meine Karte eingezogen und das ganze System stürzt ab. Auch nach stundenlangem Warten kann die Bank das System nicht wieder starten. Am nächsten Tag haben wir mehr Glück und erhalten die Karte und etwas Geld wieder zurück. 

Da mich immer noch der üble Magendarmvirus heimsucht und ich total geschwächt bin ruhe ich mich mit Kevin auf dem Camping-Platz etwas aus, während sich Roy auf den Weg zum Markt macht um etwas essbares zu finden.

Auf dem Markt wird er von einem lokalen Guide angesprochen „Are you going to visit the Mursi Village?“ „Ja, wir planen morgen dahin zu fahren.“ Der Guide erklärt Roy, dass dies möglich sei aber nur mit einem lokalen Führer plus einem Scout und einem Extra-Fahrzeug für die Begleitpersonen. Die totalen Kosten würden sich dann auf ca. USD 200.- belaufen für einen kurzen Besuch in einem Dorf. Was??? 200.- US Dollar sind in etwa 5 Monatsgehälter in Äthiopien. Gemäss unseren Informationen kann uns niemand einen Guide aufzwingen wenn wir einen Nationalpark beziehungsweise ein Dorf besuchen möchten! Wir fragen auch extra in unserem Camping nach und die bestätigen unsere Vermutung.

Die Mursi gehören zu den letzten Völkern Afrikas, bei denen Frauen Ton-Teller in ihren Unterlippen tragen. Meist werden sie nur ‚die Tellerlippen‘ genannt: Die Volksgruppe der Mursi, halbnomadische Hirten, die in der Gegend des Omo-Flusses ihre Rinder hüten. Nachdem ein Mädchen die Pubertät durchlaufen hat, wird ihr spätestens im Alter von 15 Jahren von ihrer Mutter die Unterlippe durchstoßen und das Loch mit einem kurzen Stock offen gehalten.

Das Mädchen kann dann entscheiden, in welchen Abständen sie das Loch in ihrer Unterlippe durch Einsetzen immer dickerer Stöcke erweitert. Wenn der Wechsel vom Stock zur Platte erfolgt, werden die unteren Schneidezähne entfernt, da diese sonst gegen die Platte drücken würden. Gerne würden wir etwas über diese Kultur und deren Gebrauch erfahren und uns ein eigenes Bild machen. 

Mursi Frauen lassen sich gerne für Geld fotografieren.
Mursi Frauen lassen sich gerne für Geld fotografieren.

Kaum im Mursi Dorf angekommen werden wir von einem Mann angefaucht...“where is your Guide?“... „Wie seit ihr hierher gekommen?“ „Was macht ihr hier?“ ertönt es bald aus allen Richtungen. Von zwei Dutzend Personen werden wir umringt und beschimpft. Der eine Guide sagt, dass wir dafür Büssen müssen und er uns ins Gefängnis dafür bringt. Die bewaffneten Scouts, die sich auch ins Gedränge mischen, wirken nicht besonders beruhigend auf uns. Die Mursi Kinder zerren an unseren Armen und möchten ihre Souvenir verkaufen. Die Frauen mit ihren aufgeschnittenen Lippen drängen sich zusätzlich in das Gewühl und brummeln „photo-photo-photo“. Ein Moment der Angst – „Stop“ rufe ich verzweifelt! „Hört uns doch zu.“

Die Lage ist sehr angespannt. Nur durch die Hilfe eines erfahrenen, älteren Guides aus der Hauptstadt Addis der uns spontan seine Hilfe anbietet, gelingt es uns die Masse wieder zu beruhigen. Er kennt die maffiösen Strukturen an diesem Ort und sagt, dass selbst er einem lokalen Guide Schutzgeld zahlen muss um mit seinen Touristen die Mursi Dörfer besuchen zu dürfen. Wir können es kaum fassen. Es bleibt uns nichts anderes übrig als uns aus dieser misslichen Lage für rund 80.- USD. freizukaufen.

Nun endlich können wir uns dem Mursi-Volk widmen. Aber irgendwie ist uns die Lust total vergangen und wir möchten nur noch flüchten. Die Mursis kleben nach wie vor an uns, reissen an unseren T-shirts, kneiffen uns brummeln „photo - photo - five Birr“. Was umgerechnet 50 Rappen sind. Wir haben heute genug Stress gehabt und brauchen jetzt Abstand.

 

Manchmal wäre es besser mit dem Schlimmsten zu rechnen um Schönes zu erleben, oder doch eher die Frage, muss man wirklich immer alles wissen und mit eigenen Augen alles sehen? Wohl eher nicht. Heutzutage ist die Tradition der Mursifrauen nur noch eine reine Geldquelle. Im Alltag trägt eine Mursifrau den Lippenteller selten.

Der Fototourismus empfinden wir als umstritten, da die Touristengruppen oft in die Mursi-Dörfer fahren, schnell einige Fotos machen und die Fotografierten bezahlen und gleich wieder weiterreisen, ohne näher auf die Mursi und ihre Kultur einzugehen. Die Einnahmen aus dem Tourismus ermöglichen es einerseits, in Dürrezeiten Getreide zuzukaufen oder für die gesundheitliche Versorgung des Viehs zu bezahlen, andererseits dienen sie mittlerweile auch für den Kauf von Alkohol.

Lieber hätte ich meine Camera zu Hause gelassen und etwas Echtes von den Mursis erfahren. Einfach mit denen kommuniziert, mit Händen und Füssen - egal wie. Jedoch war dies in diesm Dorf definitiv nicht mehr der Fall. Die hätten es bestimmt als komisch empfunden oder gar störend, dass ich keine Fotos machen möchte. Traurige Tatsache einer Touristenattraktion. Schade können die Mursi nicht mehr in Frieden leben, ihre Rinder hüten, Mais, Bohnen und Kichererbsen anbauen oder gar ihr wichtigstes Anbauprodukt das Sorghum - und so leben wie sie dies einst mal taten. Bevor wir - die schaulustigen Touristen alles sehen wollten! Sorry Mursis haben wir euch entdeckt! 

 

Mursi Jungs
Mursi Jungs

Flucht

 

So schnell können wir aber nicht flüchten. Die fünf Jungs, welche ich fotografiert habe sind mit dem ausgehandelten Preis plötzlich nicht mehr einverstanden und meinen, dass sie fünf Birr pro Person wollen und nicht fünf Birr pro Foto. Ich steige ins Auto ein und verweigere mehr zu bezahlen. Es geht uns hier ums Prinzip. Roy drückt aufs Gas. Die Jungs werfen sich allerdings vor die Stossstange und halten sich am Fenster fest, so dass wir unmöglich fahren können ohne die Jungs zu gefährden. Auch das Zickzack fahren von Roy lässt die Jungs nicht davon abkriegen sich an der vorderen Stossstange fest zu krallen. Erst als Roy aus dem Fahrzeug springt und einen langen Stock vom Boden aufhebt und damit droht, ergreifen sie die Flucht und lassen schliesslich von uns ab. 

Im Rocky Camp
Im Rocky Camp

Schweizer Gesellschaft

 

Bevor es weiter geht, müssen wir dringend tanken. Nach langem Suchen werden wir auf dem Schwarzmarkt fündig. Denn die offiziellen Tankstellen sind alle leer gesaugt - vermutlich durch die dieselben Leute die auf dem Schwarzmarkt den Kraftstoff wieder etwas teurer verkaufen. 

Aus einem alten Fass schöpft der Äthiopier mit einem Behälter Diesel und schüttet diesen in unseren Tank. Kaum verschwindet der letzte Tropfen in unserem Tank hören wir aus weiter Ferne uns bekannte Stimmen. „Hallo Nicole, Hallo Roy, ja was macht ihr denn da?“ Es sind die drei Paare welche wir in Nairobi in der Jungle Junction kennen gelernt haben. Gemeinsam entscheiden wir uns in das nahe gelegene Rocky Camp zu fahren und da für zwei Tage zu campieren.

Markt in Key Afer
Markt in Key Afer

Key Afer – frisches Gemüse und der Guide

 

Wo erhalten wir frisches Gemüse? Wir benötigen dringend Kartoffeln, Tomaten, Karotten, Brot und etwas Kohl wäre auch nicht schlecht. Wir erfahren, dass in Key Afer heute der traditionelle Markt statt findet. Gemeinsam mit Tom und Markus, den deutschen Overlander, fahren wir zum Markt und halten Ausschau nach frischem Gemüse. Am Rande des Marktes parkieren wir unsere Fahrzeuge. Beim Aussteigen werden wir, wie immer in Äthiopien, gleich von einer Traube Menschen umringt. Alle stehen da, starren uns an oder die Kinder rufen „you you, give me money, give me money, give me pen“. Langsam aber sicher nervt uns die Bettlerei extrem.

Ein Typ kommt auf uns zu und erklärt uns freundlich und in gutem Englisch, dass wir einen Guide brauchen, um über den Markt zu gehen. Nein, nicht schon wieder!!! Einen Guide um etwas Gemüse einzukaufen? Grrrr…„Einatmen – Ausatmen – Einatmen.“ Genervt, dass wir für fast jeden Schritt in Äthiopien Eintrittsgelder bezahlen zu müssen, stecken wir dem Guide die 200 Birr in die Hand. Wir bekommen sogar eine Quittung.

Der Guide erzählt uns Spannendes über die verschiedenen Stämme und er hält uns die lästigen Bettler so gut es geht vom Leib. 

Die Frage stellen wir uns einmal mehr, wer hier die grosse Attraktion ist? Die Menschen hier mit ihren bunten Haarspangen, Ziegenfellen oder den Männer mit ihren kurzen Miniröcken oder wir mit unserem weissen Baby in einem rollenden komischen Ding - dem Kinderwagen. 

Markt in Key Afer

Markt in Key Afer

Markt in Key Afer

Markt in Key Afer

Wasser tragen ...eine Aufgabe der Frauen hier in Äthiopien
Wasser tragen ...eine Aufgabe der Frauen hier in Äthiopien

Rift Valley - Affentanz

 

Von Konso fahren wir durch wunderschöne, hügelige, trockene Landschaft des Rift Valley bis nach Arba Minch. Alles ist ausgetrocknet, kein einziger grüner Grashalm wächst. Alles ist von der Sonne verbrannt und wartet sehnlichst auf den Regen. Die Flussbetten sind ausgetrocknet. Die Menschen graben in den Bachläufen tiefe Löcher um an das Grundwasser zu kommen. An den wenigen Wasserstellen sind lange Warteschlangen. Die Frauen und Kinder warten lange mit ihren Eselkarren bis sie an der Reihe sind um einige Liter Wasser zu schöpfen. 

Auf dem Weg durch das Rift Valley begrüssen uns am Strassenrand immer wieder kleine Jungs mit einem „Affentanz“. Sie wackeln mit dem Po, machen den Handstand, schwingen die Arme, Beine oder machen sonst irgendwie auf sich aufmerksam in der Hoffnung, dass wir anhalten und ihnen etwas „Birr“ (Geld) abgeben. Sieht echt witzig aus und wir schmunzeln jedes mal. 

 

Wasser tragen ...eine Aufgabe der Frauen hier in Äthiopien

Addis Abeba - Stadtverkehr - schaut euch mal den Sarg an! ;-)
Addis Abeba - Stadtverkehr - schaut euch mal den Sarg an! ;-)

Addis Abeba - Albtraum statt Stadtleben

 

Eigentlich freuen wir uns auf Hauptstadt Addis Abeba. Aber als wir uns in dem chaotischen Grossstadt-Jungle verirren, vergeht uns die Freude rasch. Im Wims Holland Guesthouse, wo wir uns für einige Tage niederlassen, gibt es zurzeit kein Wasser. Eine Dusche hätten wir doch jetzt nach fünf Tagen so dringend nötig. Die Kleider können wir nicht waschen und die Toiletten-Spülung und Internet funktioniert auch nicht. Das Holland-Haus ist allgemein nicht so unser Ding. Seit dem Tod des ehemaligen Besitzers Wim ist der Laden total heruntergekommen und in einem erbärmlichen Zustand. Seit Wim‘s Tod führt seine Witwe eine gebürtige Äthiopierin den Laden alleine weiter. Das Alkohol Business in ihrem Laden scheint das Einzige zu sein was die Frau noch interessiert. 

Mit einem Taxi machen wir uns bei 38 Grad ohne Klimaanlage auf die Suche nach einem Supermarkt. Wir benötigen Milch und Joghurt. Im einzigen westlichen Supermarkt in Addis trifft uns fast der Schlag. Die Preise sind extrem hoch. Zudem sei die UHT Milch ausverkauft, die werde erst wieder in zwei Wochen von Djibouti her angeliefert. Wir fragen die Italienische Geschäftsleiterin weswegen sie keine eigene Milch produzieren in Äthiopien? - obwohl sie ja soviel Kühe haben im Land. Angeblich bringt hier eine Kuh nur zwei bis vier Liter pro Tag, nicht wie gewöhnlich 20-30 Liter wie bei uns in der Schweiz, so würde es sich nicht lohnen damit zu handeln. Allgemein werde das ganze Essen sowieso aus dem Ausland importiert. Ahaaa.

Wir benötigen eine SIM Karte für unser Handy, damit wir endlich noch einige Sachen im Internet erledigen können. Es ist jedoch schwieriges Unterfangen. Das System sei soeben zusammengebrochen und man erhalte zurzeit keine SIM Karte in der ganzen Stadt. 

Sehnsucht nach dem kühlen Norden

 

Wir beschliessen gemeinsam mit Tom und Markus weiter durch den Norden Äthiopiens zu fahren und allenfalls zusammen vom Sudan zu verschiffen. Tom und Markus haben in etwa den gleichen Zeitplan wie wir und somit bietet es sich praktisch an, zusammen einen Container zu teilen und unsere Fahrzeuge gemeinsam zu verschiffen. 

Äthiopien ist bekannt für seine einmalig schöne Gebirgs-Landschaft. Das möchten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und planen daher eine grosse Schlaufe in den Norden zu fahren, bevor wir dann im Westen des Landes nach Nord-Sudan einreisen. Auf geteerter, gebirgiger Strasse fahren wir in die Höhe bis auf 3200 Meter über Meer. Immer wieder passieren wir zahlreiche Dörfer und müssen uns vor Eselskarren, Kamel-Karawanen, Fahrradfahrern, Mopeds, Minibussen oder sonstigen Menschen auf der Straße in acht nehmen und ausweichen. Die Landschaft ist atemberaubend, aber das Fahren dafür umso anstrengender. Endlich wird es kühler – uns freut es. Das Highlight ist ein Aussichtspunkt - das „Afar Window“ mit Blick hinunter in den Ostafrikanischen Grabenbruch, durch einen breiten Spalt im Felsen. Die Schlafplätze im Norden von Äthiopien sind meistens spektakulär. Weit abgelegen vom nächsten Dorf parkieren wir unsere Fahrzeuge auf einer Galerie nahe am Abgrund mit genialer Aussicht weit ins Tal herunter. Die Nächte unter klarem Sternenhimmel sind frisch und ruhig.

 
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Christliche Pilger
Christliche Pilger

Lalibela und ihre kulturelle Schönheit

 

 

Ganz im Norden von Äthiopien besuchen wir die historische Stadt Lalibela. 

Lalibela ist weltweit bekannt für die monolithischen elf Kirchen, die überwiegend mehrgeschossig in rote Basaltlava gemeißelt sind. Die Kirchen entstanden beginnend mit der Regentschaft von Kaiser Gebra Maskal Lalibela, auch bekannt unter dem Namen Heiliger Lalibela im 12./13. Jahrhundert. Wahrscheinlich wurde insgesamt 100 Jahre an der Anlage gebaut. In dieser Zeit blühte der christliche Glaube in Äthiopien, die Kirchen werden auch als Symbol für die enge Verbundenheit der äthiopischen Christen mit dem Heiligen Land verstanden. Heute zählen diese Kirchen zum Weltkulturerbe der UNESCO. Lalibela hat eine lange christliche Tradition der äthiopisch-orthodoxen Kirche und ist ein Pilgerort für viele Christen.

Drei Tage campen wir im Garten des Hotels Maribela, wo wir es uns gut gehen lassen und uns endlich etwas erholen von der vielen Fahrerei in den letzten Wochen. Auch haben wir wieder einmal Wireless Internet, was wir nützen um unsere Verschiffung von Port Sudan nach Rotterdam zu bestätigen und unsere Flugtickets zu buchen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Unsere Heimreise ist definitiv gebucht. Wir freuen uns auf die Heimat… zugleich haben wir extrem Mühe mit dem Gedanken, dass unsere Reise nach drei Jahren nun zu einem Ende kommt.

 

Christliche Pilger

Christliche PilgerChristliche Pilger

Christliche Pilger

Tom, Roy und Kevin im Tuk Tuk

 

Turi mit Kevin
Turi mit Kevin

 

Grenzübertritt in den Sudan oder doch eher in den Backofen?

 

Bevor wir bei Metema die Grenze in den glühend heissen Sudan wagen machen wir einen kleinen Abstecher (60 Kilometer) nach Gorgora an den Lake Tana. In Gorgora füllen wir auch gleich unsere Bier- und Wein-Vorräte wieder auf, denn im Sudan ist entgültig fertig mit Alkohol. Der Äthiopische Wein entpuppt sich als ein grosser Fehler – praktisch ungeniessbar und am nächsten Tag einen riesen Brummschädel. Autsch! 

Der Lake Tana ist wunderschön, auch wenn nur zum anschauen. Darin Baden sollte man wegen der hohen Billharziose Gefahr nicht. Die Lokalen scheint das aber wenig zu interessieren. Sie tummeln sich in grossen Massen im See.

Im Tim & Kim Village treffen wir wieder auf unsere Schweizer Freunde (Turi und Co). Dies wird wohl eines der letzten Treffen sein mit unseren Schweizer Freunden. Denn sie verweilen noch etwas länger in Äthiopien und dann fahren sie gemütlich durch den Sudan bis nach Ägypten, Jordanien und Israel. Wir sind gespannt, ob sie ihre Reise wie geplant fortsetzen können. Dies war ja ursprünglich auch unsere Route, die wir aber aus finanziellen Gründen etwas verkürzt haben.

 

 

 

Fazit - You, you, you - money, money 

 

Allgemein ist das Betteln hier in Äthiopien sehr extrem. Es ist so krass wie in keinem anderen Land, das wir je bereist haben. Schlimmer als in Indien! Hauptsächlich verlangen sie nach Geld. Ab und zu verlangen sie auch nach Wasser. Am Strassenrand winken sie einem oft zu mit leeren PET-Flaschen in der Hand. Ein Trick, sagt man uns, um Touristen in die Falle zu locken. Sie werden schnell aggressiv wenn man ihnen nichts schenkt. Schade empfinden wir, dass wir als weisse Touristen immer als irgendwelche Geldspender angesehen werden und zuerst mal mit einem "give me money, give me pen" begrüsst werden. Selten wird man in Äthiopien mit einem "welcome to Ethiopia" empfangen. Und doch gibt es Momente, in denen wir die Herzlichkeit trotz hoher Armut spüren.  In den ersten Wochen nimmt man diese Herausforderungen etwas lockerer, man konzentriert sich auf die vielen, positiven Aspekte und ist von Äthiopien ausnahmslos begeistert. Doch von Tag zu Tag wird es anstrengender die hartnäckige Bettlerei zu ignorieren und doch stets freundlich zu bleiben. Deswegen saugen wir die positiven Momente tief in uns auf, um auch noch die restlichen Wochen in Äthiopien zu überstehen. 

Die hohe Erwartungshaltung der Menschen hier ist geprägt durch die vielen Güter die hier Jahr für Jahr angekarrt werden durch die grossen Hilfsorganisationen. Man fragt sich, für was das alles gut sein soll? Die westlichen Hilfsgüter sind gut gemeint, aber sie haben das Volk bevormundet und sie über all die vielen Jahre verlernen lassen, wie man selber Landwirtschaft betreibt. Sie bekommen ja alles…wieso einen Finger krümmen? Das Bevölkerungswachstum reguliert sich davon auch nicht selber. Hilfe zur Selbsthilfe z.B. durch Bildung wäre hier längerfristig das einzig Richtige. Durch fehlende Bildung merkt die Bevölkerung nicht, dass ihr Land seit Jahrzenten durch den korrupten Raubbau von Mineralien ausgebeutet wird. Die Chinesen bauen zwar Strassen, aber der Preis dafür ist extrem hoch. Denn mit den gleichen Baumaschinen für den Strassenbau werden die Mineralien abgebaut. Die Schürfrechte erhalten sie von der korrupten Regierungen für wenig Geld. 

 

 

Goodbye Äthiopien

 

 

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