Thailand III

06.11.2013 - 29.11.2013

Chilly
Chilly

Back on the road

Nach knapp 4 Monaten auf der Insel gehts nun endlich los. Kevin, unser neues Team-Mitglied, kann es kaum erwarten. Bevor wir uns definitiv und etwas wehmütig von unserem temporärem Heim verabschieden, wird Kevin ein letztes mal gewickelt.

Per Fähre gehts zurück nach Surat Thani und dann entlang der Ostküste hoch bis nach Hua Hin und Bangkok.  

Sieben Tage sind uns bereits genug Grossstadt und nach dem Erhalt von Kevins Pass und Nicoles Australien Visa verlassen wir Bangkok in Richtung Norden. Erstes Ziel ist das Haus von Freunden in Bo Yang, wo wir einige Tage relaxen und Pläne schmieden für die Weiterreise.

Sukhothai

In einem halben Tagesritt fahren wir von Bo Yang nach Sukhothai, wo wir rechtzeitig zum Loy Krathong eintreffen. Loy Krathong ist das Lichterfest, das in Thailand landesweit am Tag des Vollmonds im zwölften Monat des traditionellen thailändischen Lunisolarkalenders gefeiert wird.  

Old Sukhothai an diesem Festival zu besuchen ist ein Erlebnis der besonderen Art. Die Ruinen sind eingebettet in einer wunderschönen riesigen Parkanlage zwischen Wassergräben und grossen Bäumen. Am Abend dann ist es soweit und wir tauchen ein in das wunderschöne Lichtermeer des Loy Krathong und haben im wahrsten Sinne des Wortes eine bombastische Stimmung. Als das Feuerwerk so richtig los geht, müssen wir uns mit Kevin vom Festgelände verabschieden. 

Chiang Mai

Nach einer langen Fahrt erreichen wir endlich Chiang Mai, die wichtigste und grösste Stadt im Norden Thailands, die wegen der landschaftlichen Schönheit auch Rose des Nordens genannt wird. Von Dino und Fabia (Overland.ch) nutzen wir auch dieses Mal ihre Koordinaten für einen Nachtplatz in einer Tempelanlage, zentral im Stadtzentrum gelegen. Es stellt sich aber später heraus, dass dies keine so gute Idee war. Loy Krathong hat nämlich heute seinen feierlichen Abschluss und die Knaller waren lauter und häufiger denn je. Es knallte bis in die frühen Morgenstunden um uns herum und direkt über unseren Köpfen. Kevin störte es aber weniger als uns und so schläft er friedlich in seinem Bettchen während wir uns noch lange hin und her wälzen.

 

Ein kurzer Abstecher in den Doi Suthep Pui Nationalpark, welcher in weniger als zwei Stunden von Chiang Mai zu erreichen ist, sollte es werden. Wir besuchen das Hill Tribe Village Ban Kun Chang Kain, das per Fahrzeug nicht wirklich gut zu erreichen sein soll. Es ist ein einspuriger, zum Teil nicht asphaltierter holpriger Weg, welcher aber gut ohne 4x4 befahren werden kann. Die entgegenkommenden Fahrzeuge lassen uns auf ganz kleinen und seltenen Ausbuchtungen ausweichen. Die schlechte Erreichbarkeit macht sich bezahlt, wir treffen auf wenig bis keine Touristen im Dorf.  Einen ganzen Nachmittag verbringen wir auf dem Schulplatz mit den lokalen Kids die sich zu uns gesellen und mit Kevin spielen wollen. Soweit so gut, Kevin gefiel es und wir hatten auch unseren Spass daran.
Beim Lodging House des National Parks campieren wir gratis und dürfen die sauberen Dusch- und WC Anlagen mitbenützen.  Die Anlage liegt auf kühlen 1300 Meter über Meer und bietet eine wunderbare Aussicht.

Pai

Etwas weiter nördlich in Pai lassen wir es uns wieder einmal gut gehen und checken in ein Hotel ein. Die Ragga Bars locken mit günstigen Cocktails und aus den Boxen dröhnt Musik von Bob Marley. Die Stadt versprüht einen gewissen Charme und es gefällt uns hier recht gut. 

Mae Hong Son

Weitere 4 Stunden wunderschöne Fahrt durch hügelige, dschungelartige Landschaft führen uns nach Mae Hong Son. Die Stadt liegt im kühleren Norden von Thailand, in der tropisch-monsunalen Klimazone. Der Handel mit Myanmar, nicht immer unter Kontrolle der beiderseitigen Zollbehörden, bildet eine wesentliche Einnahmequelle der Bevölkerung. Seit die Straßen besser ausgebaut sind, spielt der Tourismus eine stärkere Rolle. Von zweifelhafter Bedeutung ist die Nachbarschaft zum Goldenen Dreieck, einem der weltweit größten Umschlagplätze für Drogen.

 

In Mae Hong Son nehmen wir uns ein günstiges Hotel und informieren uns nochmals eingehend über die „Long Neck Karen Villages“ welche in der näheren Umgebung zu besichtigen sind. Die Long Neck Frauen werden in ihrer Sprache als Padaung Frauen bezeichnet. 

Padaung - Lang Hals Frauen

<<Die Padaung sind ein Bergvolk im Südosten Myanmars, das den Karen zugerechnet wird. Viele Padaung-Frauen pflegen eine ungewöhnliche Tradition: Sie tragen von Kindheit an einen schweren Halsschmuck (bis 10kg), der die Schultern deformiert und den Hals scheinbar verlängert. Findige Geschäftemacher belebten damit den Ethno-Tourismus: Zahlreiche Frauen, die seit Ende der 1980er Jahre von Myanmar nach Thailand flüchteten, werden in Schaudörfern als „Long Neck Karen“ bzw. als „Giraffen(hals)frauen“ vermarktet. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung handelt es sich beim Schmuck der Padaung nicht um einzelne „Ringe“, die nach und nach um den Hals oder um Arme und Beine geschmiedet werden, sondern um hochgängige Spiralen mit 30 bis 40 Zentimetern Durchmesser, die erst beim Anlegen durch geübte, kräftige Frauen (früher Schamanen) Windung um Windung an die Körperform angepasst werden. Das Rohmaterial besteht aus Messing und wird in Myanmar hergestellt. Früher kamen wertvolle Legierungen aus Gold, Silber und Messing oder Kupfer zum Einsatz.

In den späten 1980er Jahren wurde in der Provinz Mae Hong Son das erste „Long Neck“-Schaudorf eröffnet. Den Frauen, die es bezogen, schien ein Leben im Freilichtmuseum sinnvoller als untätig in einem UN-Flüchtlingslager auf das Ende des Konflikts in Myanmar zu hoffen. Das Tourismusprojekt wurde ein Renner, und bald entstanden zwei weitere Dörfer in Grenznähe. Der Alltag der Frauen ist jedoch trist. Sie verkaufen ihr Konterfei auf Postkarten, weben, bieten Souvenirs feil und leiden nicht nur darunter, dass sie die Dörfer nicht verlassen dürfen. Zwar sind sie seit jeher an neugierige Blicke gewöhnt, auch das Klicken der Kameras macht ihnen nichts aus, oft müssen sie aber hinnehmen, dass ihre Privatsphäre verletzt wird. Dafür sorgen Aufpasser, die die zahlende Kundschaft zufriedenstellen wollen: Für ein Eintrittsgeld von 250 Baht (ca. 5 Euro) pro Person führen sie die Frauen gelegentlich vor und öffnen sogar die Rückenteile ihrer Blusen, um die hängenden Schultern zu demonstrieren. Die Ehemänner legen keinen Protest ein. Sie treten in den Schaudörfern nur am Rand in Erscheinung und leiden unter den sozialen Umwälzungen. Seit die Frauen mit ihrem Einkommen für die Familien sorgen, ist die Rolle der ehemaligen Familienoberhäupter ins Wanken geraten: Sie verrichten Arbeiten, die früher Frauen erledigten, oder vertreiben sich die Zeit mit Spielen und Trinken. Der Wunsch, eines Tages nach Myanmar zurückzukehren, sofern es die politische Lage wieder erlaubt, ist unter Männern und Frauen gleichermaßen vorhanden. Kontakte zu den Stammesangehörigen jenseits der Grenze werden inoffiziell gepflegt.>> [Quelle: Wikipedia]

 

Trotz allem haben wir uns entschieden ein Long Neck Village zu besuchen um uns ein eigenes Bild zu machen. Wir fühlen uns deswegen nicht besser oder schlechter als alle andere Touristen die sich sowas anschauen. 

 

In jenem Dorf sehen wir drei ältere stolze Padaung Frauen die einen echten und schweren Halsschmuck tragen. Die restlichen allesamt jüngeren Frauen tragen einen leichten aufsteckbaren Hals Schmuck welcher aus hohlem Messing Rohr gefertigt ist und allabendlich entfernt wird. Ein grosser Teil der Frauen scheinen also eher gute Schauspielerinnen zu sein, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Ob das jetzt gut oder schlecht ist kann ich nicht sagen. Für die Gesundheit der Menschen scheint die zweite Lösung aber sicher angebrachter zu sein. Fakt scheint schon zu sein, dass sie das nicht wirklich freiwillig machen. Was bleibt ihnen aber anderes übrig? Die Padaung sind Flüchtlinge aus Burma und leben ohne Pass und ohne Arbeitsbewilligung in Thailand. Eine weitere Option sind nur die Flüchtlingslager an der westlichen Grenze zu Burma. Wo bleiben die Menschenrechte?

 

Entlang der burmesischen Grenze fahren wir wieder in Richtung Süden und erreichen Bangkok zwei Tage später.

 

Grenzübergang nach Kambodscha

An der Grenze zu Kambodscha verlieren wir viel Zeit, da uns wichtige Zollpapiere fehlen, die uns an der Ausreise hindern. Bei der Einreise im Süden (Malaysia/Thailand) vor fünf Monaten hat man unser Fahrzeug nicht registriert und das Zolldokument für die temporäre Einfuhr hat man uns nicht ausgehändigt. Das war ein grosser Fehler....grrmpf.
Die Thais erklären mir immer wieder, dass wir mit unserem Fahrzeug nicht ausreisen duerfen ohne das wichtige Dokument!!! Ich weiss nicht was wir tun sollen? Nach ¾-Stunde kommt Nicole mit Kevin ins Büro und versucht ihr Glück. Kevin ist sofort der Mittelpunkt der Runde und als die Zöllner erfahren, dass Kevin in Koh Samui geboren wurde, lockert sich die Stimmung allmählich und die Thais beginnen zu lachen. Kurze Zeit später winkt man uns lachend durch und die Zöllner geben uns sogar eine Schachtel Süssigkeiten mit auf den Weg.
Wow!!! Kevin vielen Dank.