Tansania

27.01.2015 - 10.02.2015

Gefahrene Route in Tansania
Gefahrene Route in Tansania

Von Sambia fahren wir bei Mbala über die Grenze nach Tansania. Die Grenze ist sehr klein und nur über schlechte Schotterpisten zu erreichen. Uns gefällt die ruhige Fahrt ohne Verkehr und wir fühlen uns erstmals so richtig in Afrika. An der Grenze entdecken wir einen BMW und wir fragen uns natürlich wie dieser dahin gekommen ist? Die Strecke war nicht schwierig für unsere 4x4 Fahrzeuge, trotzdem mussten wir einige Schlammpassagen durchqueren, die ich mir mit einem tiefer gelegten BWM nicht vorstellen kann??

 

Der Grenzbeamte ist sehr nett und unkompliziert. Nach weniger als einer halben Stunde sind wir bereits in Tansania. Jörg und Wanda brauchen etwas länger um ihre Formalitäten zu erledigen, da sie vorhaben ihren Land Cruiser in Tansania stehen zu lassen, um dann im nächsten Jahr weiter zu machen. Das Reisepaar, Mitte Fünfzig, reist schon seit 30 Jahren regelmässig nach Afrika und hat dementsprechend grosse Reise-Erfahrung. Jörg und Wanda haben ihre Tansania Route genau geplant und sie erzählen uns von ihrem Vorhaben am Tanganyika See entlang zu fahren. Spontan schliessen wir uns ihnen an.

 

Der Tanganyika See ist der tiefste und der zweitgrößte See des ganzen Kontinents. Er besitzt das größte Süßwasservorkommen Afrikas und das Zweitgrößte weltweit nach dem Baikalsee.

 

Endlich wieder Teerstrasse
Endlich wieder Teerstrasse

Wer baut den Highway. Die Chinesen oder doch die Amerikaner?

 

Nach Erledigung der Grenzformalitäten essen wir noch ein Sandwich und weiter geht die aufregend schöne Fahrt durch die hügelige Landschaft. Die Piste bis an den See ist noch weit und soll in schlechtem Zustand sein.

 

Immer wieder lesen wir auf riesengrossen Tafeln, dass der "Highway" gesponsert wurde durch das "Amerikanische Volk“. Der Highway ist aber weit und breit noch nicht zu sehen? Hin und wieder sieht man aber, dass vor vielen Jahren daran gearbeitet wurde….vielleicht ein Baustop? Interessanterweise rufen uns die Kinder immer wieder zu „China, China, China“. Die Chinesen müssen irgendwie einen Eindruck bei den Kindern hinterlassen haben. Schlussfolgerungen lassen vermuten, dass die Chinesen hier einen durch die USA finanzierten Highway bauen. Weiteres konnten wir aber nicht in Erfahrung bringen.

 

Nach einer Übernachtung am Rande eines kleines Dorfes mit viel Kinderbesuch erreichen wir am nächsten Morgen unser erstes Ziel „Muzi“ am Tanganyika See. Ein kleines, verschlafenes Dorf, abgeschnitten vom Rest der Welt und nur zu erreichen über steile, steinige und sehr schlechte Pisten. Etwas abseits vom Dorf fahren wir in das einladende Beach Camp, wo wir unsere Zelte für zwei Nächte aufschlagen.

 

Weiter geht’s auf schlechten Pisten Richtung Norden. Um heute mal richtig vorwärts zu kommen geben wir richtig Gas, denn es sind 180 Kilometer bis zu unserem nächsten Ziel. Es regnet wieder und die Jungle Pisten sind dementsprechend nass und aufgeweicht. In Sumbawanga, wo wir unsere Vorräte wieder auffüllen, campen wir gratis im Hof eines Hotels.

 

Strassenleben in Sumbawanga
Strassenleben in Sumbawanga

Versicherung mit Morddrohungen

 

In Sumbawanga möchten wir endlich eine Versicherung für unseren Gandalf lösen. Alle ansässigen Versicherungen möchten uns aber die Haftpflicht nur für ein komplettes Jahr verkaufen, obwohl wir ja nur zwei Wochen in Tansania verbleiben. Nach stundenlangen und zähen Verhandlungen willigt aber eine Versicherung schlussendlich ein für uns eine Haftpflicht abzuschliessen für zwei Monate.

Der Mann, der uns kurz den Weg zur Versicherung gezeigt hat und draussen die ganze Zeit während den Verhandlungen gewartet hat, möchte bei uns jetzt 30 US-Dollar Provision einkassieren. Das entspricht in etwa einem Wochen- oder gar Monatslohn eines Tansaniers. Als wir abwinken und ihm 1 US-Dollar anbieten droht er uns zu verfolgen und zu töten. „We will find you and kill you!!“ Lachend aber mit einem sehr mulmigen Gefühl im Magen fahren wir einfach weg und lassen ihn im Regen stehen. Der böse Mann war niemals wieder gesehen.

 

M.V. Liemba
M.V. Liemba

Das einzige Passagierschiff namens Liemba

 

In Kipili, unserem zweiten Ziel am Tanganjikasee, übernachten wir heute gezwungenermassen auf dem Gelände des Missionarszentrum. Eigentlich wollten wir ja hier in der Lake Shore Lodge übernachten, welche vom Südafrikanischen Pärchen Louise und Chris geführt wird. Leider ist die Lodge diese Tage gerade geschlossen. Viele Gäste der Lodge kommen und gehen mit dem einzigen Passagierschiff auf dem Tanganjikasee, der Liemba.

 

Die Liemba, das für die Bevölkerung rund um den See und für den Gütertransport wichtige Dienste leistet. Da Kigoma in Tansania, Bujumbura in Burundi und Mpulungu in Sambia die einzigen Häfen am See sind, findet die Be- und Entladung von Gütern und Passagieren meist mit Booten auf dem See statt. Die Liemba hieß ursprünglich Graf Goetzen und wurde auf der Meyer-Werft in Papenburg in Norddeutschland kurz vor dem ersten Weltkrieg gebaut. Nachdem es dort zerlegt und in 5000 Kisten verpackt worden war, wurde das Dampfschiff von 1913 bis 1914 mit Überseedampfern nach Daressalam und weiter mit der Mittellandbahn durch Deutsch-Ostafrika transportiert. Vor Ort wurde das Schiff unter der Leitung von drei deutschen Mitarbeitern der Meyer-Werft von neuem am Ufer des Sees aufgebaut.

Jakobsen Beach
Jakobsen Beach

Paradiesische Zeit am Jakobsen Beach

 

Nach weiteren zwei langen Tagen auf schlammigen Urwald Pisten erreichen wir die Stadt Kigoma, welche ebenfalls wie könnte es anders sein am Tanganjikasee liegt. Nach dem Einkaufen fahren wir direkt an die traumhaft herrliche Jakobsen Beach, wo wir für mindestens drei Tage parkieren und eine längere Pause einlegen möchten. Das Jakobsen Beach und Guesthouse bietet ein schönes Camping praktisch direkt am wunderschönen Strand mit kristallklarem Wasser. Hier lassen wir die Seele richtig baumeln und beschäftigen uns mit schwimmen, schnorcheln und faulenzen. Auch das Wetter macht mit, denn wir haben drei Tage Sonne und blauer Himmel.

 

Gruppenfoto mit Joerg und Wanda
Gruppenfoto mit Joerg und Wanda

Alleine geht’s weiter…

 

In Kigoma verabschieden wir uns wieder von Jörg und Wanda. Sie möchten noch etwas länger entspannen und dann weiter Richtung Norden fahren, bevor sie dann zurück nach Deutschland fliegen.

Die Strecke von Kigoma Richtung Tabora ist ziemlich übel und wir wissen manchmal nicht, ob wir uns auf der Hauptroute befinden oder nur auf einem schlammigen Eselspfad. Was uns aber immer wieder beruhigt sind die grossen Passagierbusse und LKW’s, die uns auf der Strecke manchmal begegnen. Nach 400 Kilometer Schlammpisten und zwei Tage später haben wir es endlich geschafft. Von Tabora aus geht es nun auf Teerstrassen weitere 650 Kilometer bis nach Arusha. In Arusha campieren wir im bekannten Meserani Snake Park, welcher auch ein Camping und ein Massai Museum zu bieten hat.

 

Kilimanjaro
Kilimanjaro

Kilimanjaro und das sagenumwobene Foto

 

An super klaren Tagen erkennt man von Arusha aus den Kilimanjaro, welcher nur 100 Kilometer entfernt ist. Wir möchten heute noch etwas näher ranfahren um das sagenumwobene Foto zu schiessen mit dem Kili im Hintergrund. In Marangu versuchen wir unser Glück und checken ein ins Kilimanjaro Mountin Resort. Der Ausblick vom 6 Stöckigen Hoteldach ist enttäuschend und irgendwie nicht ganz was wir uns vorgestellt haben. Der südliche Hang des Kilimanjaro ist vom Urwald stark überwachsen und der Peak ist nur von künstlichen Plattformen aus zu sehen. Im Osten erfahren wir, soll der Peak besser zu sehen sein, weil es dort flacher, trockner und deswegen weniger bewachsen sei. Natürlich besteht die Möglichkeit den Kili bei einem Trekking weiter zu erkunden und auch zu besteigen. Wir lassen aber davon ab, weil wir gehört haben, dass es sehr teuer ist und mit einem Kleinkind auch nicht ideal ist, sowas zu unternehmen. Wir verabschieden uns von der Südseite des Kilimanjaro und fahren an die Ostseite zum Olpopongi Maasai Cultural Village. Die 4x4 Piste dahin ist ohne Navigation schwer zu finden. Sandverwehungen haben die Piste zum Teil unkenntlich gemacht. Auch wir verfahren uns mehrmals und finden das Village dann aber nach mehreren Anläufen. Unser Aufenthalt in diesem Village ist nur von kurzer Dauer, da uns dieses Dorf künstlich und touristisch erscheint.

Besuch bei den Massai
Besuch bei den Massai

Auf den Spuren der Massai

 

Weiter folgen wir den Spuren der Massai und erreichen nach Stunden ein kleines Dorf. Das Dorf besteht nur aus einem Dutzend Lehmhütten. Wir halten an und suchen den Kontakt mit den dort lebenden Menschen. Vivian ist 17 Jahre alt und lebt mit ihrem 5 Monate alten Sohn, ihrer Mutter, Grossmutter, Schwester und Bruder in einer kleinen Lehmhütte. Der Jüngste unter ihnen scheint an einer Augenentzündung zu leiden. Die junge Mutter erklärt uns in gebrochenem englisch, dass sie kein Geld haben um Medikamente zu besorgen. Spontan entscheiden wir uns der Familie 10 US-Dollar zu spenden, damit sie die nötigen Medis besorgen können. Wir hoffen nun, dass das Geld richtig investiert wird und nicht wie in vielen Fällen für Alkohol ausgegeben wird.

 

Bei einer anderen Lehmhütte treffen wir auf einen Taubstummen, wohl leicht geistig behinderten Massai Mann, der uns schon seit geraumer Zeit beobachtet. Wir gehen auf ihn zu, erkennen jedoch bald, dass jegliche Kommunikationsversuche auch mit Händen und Füssen erfolglos bleiben. Es regt sich keine Mimik und so lassen wir bald von ihm ab. Kevin geht mit seiner kindlichen Neugier und unvoreingenommenen Art einfach auf ihn zu und schenkt ihm Steine, die er vom Boden aufhebt. Die Prozedur wiederholt sich einige male. Kevin hat ohne ein Wort mit dem Massai eine Vertrautheit aufgebaut, die dem Mann ein breites, aber zugleich trauriges Lächeln entzaubert. Wir, als Erwachsene hätten das nie für möglich gehalten. Ein schönes und harmonisches Bild, dass uns Tränen in die Augen schiessen lassen.

 

Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir das Dorf Richtung Westen und erreichen bald den Highway, der uns innert weniger als einer Stunde an den Grenzort Namanga führt – das Tor für uns nach Kenia.

 

Kwa heri Tanzania (Auf Wiedersehen Tansania)