Kirgistan

9.7. - 25.7.2012

Jurten am Song Köl
Jurten am Song Köl

„Der Mensch muss sich immer bewegen, weil die Sonne, der Mond, die Sterne, die Tiere, die Fische – alle bewegen sich und nur die Erde und die Toten bleiben immer am gleichen Ort“, sagen die Noma

Song Köl
Song Köl

Kirgistan, das seit 1991 unabhängig ist, hat unserer Meinung nach vielleicht keine so schönen Medresen, Moscheen, Sehenswürdigkeiten oder eine Altstadt, die die Touris abklappern können, dafür bietet es das Ursprüngliche und Unverfälschte!

 

Kirgisen leben noch heute als Nomaden in den Bergen. Die Jurte hat ihren festen Platz in ihrem Herzen, sowie auch ihre majestätischen Pferde. Die Pferde sind schon seit tausenden von Jahren in ihrem Besitz und tragen stets die Jurte, und die Menschen über die Berge. Sie liefern auch Fleisch, Milch und Leder.

 

Aber das Wichtigste für sie ist die Freiheit auf dem Rücken der Pferde zu spüren. Sie sind stolz auf ihre hervorragende Reitkunst.

„Die Pferde sind die „Flügel“ des kirgisischen Volkes“, lautet ein altes Sprichwort!

Song Köl
Song Köl

Grenze - Osh

auf dem Weg von der Grenze nach Osh
auf dem Weg von der Grenze nach Osh

Der kirgisische Grenzübergang ist kaum nennenswert, so unproblematisch verläuft der Übertritt. Keine Registration, keine Deklaration und auch keine Korruption!! Sondern lediglich ein freundliches und ehrliches Welcome in Kirgistan.

 

Wir fahren auf lehmhaltiger Strasse, durch weite Grassteppen, vorbei an schneebedeckten Gipfeln und wilder Natur nach Osh. Immer wieder sehen wir freilaufende Pferde oder Menschen, die in Jurten leben und uns mit einem Lächeln zuwinken.

 

In Osh bleiben wir lediglich eine Nacht in einem winzigen, vollgestopften Guesthouse, bevor es im Eiltempo nach Bischkek geht.

 

Auf halber Strecke, es ist bereits Abend, sehen wir 3 Fahrradfahrer mit Gepäck. Wir halten an und kommen ins Gespräch. Kaum zu glauben, diese 3 sind Schweizer und seit knapp einem Jahr mit den Fahrrädern unterwegs. Wir entscheiden uns im nahegelegenen Toktokul (See) gemeinsam zu campieren.

 

Es ist heiss. Nicht nur den Radfahrern läuft der Schweiss herunter sondern auch uns, so beschliessen wir, uns in das einladende Gewässer zu stürzen. Endlich, endlich mal wieder in Öffentlichkeit schwimmen, einfach herrlich! Es bleibt nicht mal mehr Zeit, um das Bikini anzuziehen! :-)

Toktokul
Toktokul

Spinnen-Attacke

unser Besucher
unser Besucher

Nach dem erfrischenden Schwumm im See sitzen wir bei einem Teller Spaghetti und einem Topf Reis gemütlich am Boden zusammen.  Die Sonne präsentiert noch ihre letzten farbenfrohen Strahlen vom heutigen Tag bevor sie sich dann ganz verabschiedet und wir in der Dämmerung die Schüsseln leeren. Plötzlich springt Philipp, der Fahrradfahrer auf und schüttelt ein zuerst unerkennbares „Ding“ von den Schultern. Im grellen Lichtschein der Stirnlampen erkennen wir das „ Ding“, eine Riesenspinne! Wir als Nicht-Spinnenkenner wissen nicht, um welches Exemplar es sich handelt. Sieht einer Vogelspinne jedoch schon sehr ähnlich. Wir sitzen noch immer am Boden und es läuft uns so ziemlich kalt den Rücken hinunter. Wir sind froh, können wir uns in unser Fahrzeug zurückziehen und in unsere Schlafsäcke einkuscheln, während die Fahrradfahrer sich in ihr Zelt verkriechen.

 

Es ist 6 Uhr morgens, die Äpfel für das Birchermüsli sind geraffelt, Tee und Kaffee ist gekocht und der Schock der gestrigen Spinnenattacke längst überwunden. Die Sonne schaut auch bereits über der Bergkette hervor. Einmal mehr müssen wir uns von netten Menschen verabschieden und fahren auf guter Strasse weiter nach Bischkek.

Bischkek

im Sakura- Guesthouse, viele neue Freunde
im Sakura- Guesthouse, viele neue Freunde

Bischkek, die Hauptstadt von Kirgistan war ursprünglich eine Karawanenstadt der Seidenstrasse und liegt am Rand des bis zu 4875m hohen Tian Shan-Gebirges.

 

Müde von der langen und abwechslungsreichen Fahrt kommen wir am späten Nachmittag in der belebten und modernen Stadt an. Kreuz und quer fahren wir durch die 900 000 Einwohnerstadt, bis wir das uns empfohlene Guesthouse finden und uns niederlassen können.

 

Das japanische Guesthouse Sakura ist zentral gelegen und bietet eine Art „Oase“ für Traveller’s wie wir. Es ist günstig, sauber, gemütlich, hat eine Dusche mit viel und heissem Wasser, helle Zimmer, einen „gratis Waschservice“, eine Miniatur-Küche, einen kleinen Gartensitzplatz, eine Dachterrasse und das Wichtigste für alle Overlander--> funktionierendes WIFI (Internet)! 

 

So ist es kein Wunder, dass wir Weltenbummler aus der ganzen Welt kennen lernen, wie Australier, New Zealander, Deutsche, Japaner, Franzosen, Belgier, Israelis, Amerikaner und Schweizer, die mit Fahrrad, Motorrad oder Zug und Bus unterwegs sind. Gandalf, unser Toyota, wird ziemlich bestaunt und beneidet. Rege werden interessante Reisestories ausgetauscht und es herrscht rasch eine fröhliche und muntere Stimmung bis spät in die Nacht hinein.

 

Nicky's "Zeitvertreib"--> Schmuck aus Pferdehaar

Einzigartiges Armband aus kirgisischem, violett gefärbtem Pferdehaar mit echtem Amethyst und Silber! Preis: auf Anfrage!
Einzigartiges Armband aus kirgisischem, violett gefärbtem Pferdehaar mit echtem Amethyst und Silber! Preis: auf Anfrage!
Alex, aus dem Guesthouse zeichnete unsere Storie von Tajikistan in unser Reisebuch!! Danke Alex!!
Alex, aus dem Guesthouse zeichnete unsere Storie von Tajikistan in unser Reisebuch!! Danke Alex!!

Endlich haben wir mal Zeit, um den Tajikistanbericht fertig zu schreiben, die besten Fotos aus Tausenden auszuwählen und einfach auch mal die Seele baumeln zu lassen und nichts zu machen. Nicht fahren zu müssen, sich nicht zu orientieren, nicht nach Diesel suchen, nicht verzweifelt nach frischem Gemüse Ausschau zu halten und auch keinen sicheren Schlafplatz zu suchen. Erholung pur!! :-)

 

Obwohl das mit dem „ NICHTS-tun“ doch auch nicht so hinhaut, denn wir müssen dringend unsere Visas verlängern oder gar erneuern, unsere Vorräte auffüllen und Petrolium für unseren Kocher suchen. Na ja, so ist es schon wieder vorbei mit der Ruhe!

 

So schleppen wir uns von Botschaft zu Botschaft, um zu erfahren, dass uns jeweils immer irgendein Papier fehlt. Beim dritten Anlauf haben wir nun alle Dokumente zusammen und können das Kasachstan-Visa vier Tage später abholen.

 

Info: Verlängern konnten wir dies nicht, musste neu beantragt werden. 

 

Beim russischen Visa ist alles mühsamer als erwartet. Da erfahren wir erst nach einer Woche hin und her, dass wir in Kirgistan gar kein Transitvisa erhalten, obwohl es eine Botschaft hat. Der neue Konsul erteile diese nicht mehr. Lediglich überteuerte Touristenvisas sind erhältlich. Wir müssen somit das Transitvisa nun in Almaty (Kasachstan) beantragen. 

 

Die Zeit läuft und es wird knapp. Nach Kasachstan einreisen können wir nun auch nicht, da das neue Visum erst in einer Woche gültig ist. Na super! Die Nerven liegen blank und wir sind verunsichert ob alles klappt wie geplant.

 

Wir brauchen Erholung! Zum Glück gibt es im Sakura Reisende mit etwas mehr Visa-Erfahrungen, die unsere Nerven wieder beruhigen können! :-)

Horseriding mit Hetty & Jakob

Nicky, Roy, Hetty, Jakob und Guide
Nicky, Roy, Hetty, Jakob und Guide

Mittlerweile treffen Altbekannte aus Tajikistan im Sakura-Guesthouse ein, Hetty und Jakob, mit welchen wir wunderbare Tage verbrachten. Riesenfreude herrscht. Gemeinsam entscheiden wir uns, die verbleibenden Tage für ein Pferdetrekking zu nutzen.

 

In Karal Deve, einem kleinen Bergdorf, angekommen, erwartet uns bereits eine kirgisische Familie auf ihrem Pferdehof.

 

Nora, die Gastmutter lädt uns sofort zum Chai in ihre Jurte ein. Mit einigen Worten russisch unsererseits und einigen englischen Wörtern ihrerseits verbringen wir einen lustigen und herzlichen Abend in der gemütlichen Jurte, die ein Erbstück ihrer Mutter ist. Bewundernswert, diese handgefertigte Jurte mit all den farbenfrohen Details. 

 

Nicky ist schnell wach, als sie das erste Wiehern der Pferde hört und bemerkt, dass die acht Pferde gesattelt werden.

Die letzten Utensilien stopfen wir noch rasch in die Rucksäcke und beladen damit die zwei kräftigen Packpferde. Mit dünnen Schnüren wird das Ganze mehrfach um den Bauch der Pferde und über den Sattel gewickelt. Hält dies auch wirklich?? Na ja, wir werden es sehen!

 

Wir reiten über samtweiche Alpenwiesen, saftige Blumenfelder, durch wilde Hanfplantagen, überqueren eiskalte Bergbäche und reiten, steinige, schmale Wege hinauf und wieder hinunter. Kaum zu glauben, dass hier Pferde durchkommen und vor allem für Reitanfänger, wie Hetty, Jakob und Roy, eine grosse Herausforderung. Aber teilweise ist es sogar Nicky, der erfahrensten Reiterin, bange zu Mute! :-)

Roy, Jakob und Guide
Roy, Jakob und Guide

Acht Stunden sitzen wir nun auf unseren liebgewonnenen, treuen Vierbeinern und wissen kaum noch, wie wir uns oben halten können, ohne alle einzelnen Knochen oder Muskelfasern zu spüren. Man muss noch dazu sagen, dass die Sättel nicht wie bei uns Europäern aus weichem Leder bestehen, sondern lediglich aus einem eisernen Sattelbaum, der mit Schaffellen überzogen ist. Gut wir haben etwa drei Lagen Schaffelle unter unseren Sitzbeinhöckern, aber nach acht Stunden Ritt über Stock und Stein hilft auch dies nicht mehr. Jegliche Kleider ziehen wir noch aus unseren Rucksäcken, um möglichst weich zu sitzen.

 

Als Samat, unser Guide, eine Stunde später das Camp erblickt, wird er übermütig und reitet im gestreckten Galopp mit seinem schwarzen Hengst den steilen Hang hinunter. Die Mähne fliegt nur so im Wind. Ein echt kitschiges Bild. Schade konnte Nicky die Nex 5 nicht rechtzeitig zücken! :-)

 

Im Schritttempo erreichen auch Hetty, Jakob, Roy und Nicky erleichtert das Camp am kristallklaren See; Lake Kel-Kogul in Chon-Kemin auf 2315m.ü.M.  Wunderbar rein ist die Luft hier auf dieser Höhe und es ist einfach nur still.

 

Die Pferde werden abgesattelt und mit Schnüren um die vorderen Fesselgelenke zusammengebunden, damit sie nicht zu weit weglaufen können. Geschickt hüpfen sie mit den zusammengebunden Beinen von Grashalm zu Grashalm. Ein Bild an das wir uns zuerst gewöhnen müssen. Während die Pferde wieder zu Kräften kommen, stellen wir erschöpft unsere Zelte auf. 

 

am Feuer
am Feuer

Auf dem Feuer kochen wir leckere Spaghetti und können kaum genug davon essen, so hungrig sind wir.

 

Mit kirgisischer Musik aus dem Handy unseres Guides Samat lassen wir am Feuer unsere Seelen baumeln und versuchen unsere Muskeln zu entspannen. Lange bleiben wir jedoch nicht mehr wach, wir sind von den Strapazen zu müde und wissen, dass wir morgen wieder zurück müssen.

 

Wie wir morgen wieder auf die Pferde hoch kommen wissen wir zwar noch nicht...:-)

Roy mit seinem kirgisischen, treuen Pferd
Roy mit seinem kirgisischen, treuen Pferd

Am nächsten Tag suchen wir zusammen mit unseren Führern die Pferde, die trotz Fussfesseln ein gutes Stück vorankamen. Dank der langjährigen Erfahrung der beiden Guides können wir die Pferde rasch finden. 

 

Ein frischer Wind weht und es ist noch leicht neblig. Ein langer Weg wartet auf uns.  

Mit Müesli, Kaffee und Tee gestärkt brechen wir früh morgens auf. Der Muskelkater ist, ausser bei den beiden Führern, bei uns allen ausgeprägt vorhanden. 

 

Wir reiten durch unberührte Natur immer höher hinauf. Die Pferde schnauben, wir schnauben. Der Heimweg scheint noch lange nicht in Sicht zu sein. Das Wetter ist wechselhaft. Die Sonne zeigt sich immer mal wieder und wärmt uns, verschwindet dann aber auch wieder hinter dicken Wolken und es ist kühl.

 

Wir erklimmen am Vormittag den ersten Pass und am Nachmittag den zweiten. Der anstrengende Ritt zahlt sich aus und die Schmerzen an den Sitzbeinhöckern verschwinden für einen kurzen Moment!! :-) Traumhafte, atemberaubende Aussicht auf den Issyk-köl See. Jedoch ziehen am Himmel schwarze, finstere Wolken auf und dumpfes Donnergrollen ist nicht zu überhören. Na super, wir stehen mit acht Pferden auf 3200m.ü.M und ein Gewitter droht über uns.  

Roy und Nicky mit den Trekkingpferden
Roy und Nicky mit den Trekkingpferden
schwarze Wolken kommen immer näher!
schwarze Wolken kommen immer näher!

Bereits spüren wir die ersten Regentropfen. Immer stärker wird der Regen. Es ist kalt. Die Kapuze ziehen wir tief ins Gesicht. Im Trab und Galopp reiten wir über die Hochebene, um auf der anderen Seite des Berges ins Tal zu gelangen.

 

Eine grosse, freilaufende Herde von rund 70 Pferden mit vielen Fohlen lässt unsere Herzen für einen Moment erwärmen, als wir an ihnen vorbei traben. Diese lassen sich vom Gewitter und Regen nicht sonderlich beeindrucken und grasen friedlich weiter. Wir kommen ins Tal, das Gewitter ist vorüber. Die Sonne zeigt sich auch langsam wieder und lässt unsere Kleider trocknen.

 

Wir sind bereits seit 7 Stunden unterwegs. Jakob kann nicht mehr weiter reiten. Zu sehr leidet sein Po auf dem unbequemen Sattel. Er läuft. Es sind noch gut 70km bis zum Hof. Samat ruft seinen Vater an, damit dieser Jakob bei der nächsten Strasse abholen kann.

auf dem ersten Pass, Roy und Jakob
auf dem ersten Pass, Roy und Jakob

Wie vereinbart treffen wir erschöpft und todmüde Samats Vater beim nächsten Bauernhof, wo er mit seinem Auto auf uns wartet. Da Hetty und Roy auch sehr müde sind, entscheiden wir uns alle gemeinsam mit dem Auto auf den Hof zurück zu fahren. So überlassen wir die acht Pferde den zwei Führern, die noch immer sehr munter wirken.

Die Packpferde werden von unserem Gepäck befreit und wir füllen damit den Kofferraum. Wir bedanken uns bei den Guides und lassen uns ins Auto fallen.

 

Laut Samat möchte sein Vater noch zwei Schafe kaufen, bevor wir weiter fahren. Warten ist angesagt. Wir denken, dies sei eine kurze Sache.

 

Falsch gedacht!! Von weit her erkennen wir, wie eine grosse Herde Schafe und Ziegen mit Pferd und Hund zusammen getrieben wird. Geschickt treibt die junge Kirgisin auf dem Pferd die Tiere in ein kleines Gehege. Samats Vater und der Bauer drängen sich zusätzlich in das Getümmel und halten Ausschau nach einem wohlgenährten Schaf. Man kann fast meinen, dass sie jedes einzelne Tier anschauen. Die Stunden vergehen.

 

Wir sitzen noch immer im Auto. Unsere Nerven werden wieder gespannt. Eigentlich war unser Plan so schnell wie möglich zu unseren Fahrzeugen zu gelangen! Wie lange braucht man nur um zwei Schafe auszusuchen? Sehr lange!!

 

Endlich! Es ist soweit, er zieht ein Schaf aus dem Gehege und bindet ihm drei Beine zusammen. Ein Bein lässt er frei. Erneut zwängt er sich ins Gehege hinein. Die Schafe und Ziegen meckern wie wild und versuchen zu entkommen - keine Chance! Rasch geht es und er zieht ein zweites Schaf an den Beinen aus dem Getümmel. Flink werden auch diesem drei Beine zusammengebunden.

 

Wir sitzen immer noch im Auto und fragen uns was nun?

 

Ach nein! Das gibt es doch nicht! Der Kofferraum mit unserem Gepäck wird wieder ausgeräumt und die zwei Schafe werden in den Kofferraum gepackt. Nebenan wird wieder unser Gepäck gestapelt. Unsere Fahrt kann nach drei Stunden losgehen mit zwei lebendigen Schafen im Gepäck, die morgen sicherlich nicht mehr so lebendig sind, denn diese werden angeblich für die Familienparty geschlachtet.

 

unsere beiden Führer
unsere beiden Führer

Es ist bereits dunkel, als wir auf dem Hof ankommen. Und siehe da, die beiden Führer mit den acht Pferden sind soeben auch eingetroffen.

 

Erneut werden wir von Nora herzlich empfangen. Sie lacht über beide Ohren, als sie uns laufen sieht! Seid ihr euch wohl nicht gewohnt, meint sie schelmisch in schlechtem Englisch. Nein, 2 Tage, je 9 Stunden auf eisernen Stangen zu sitzen sind wir uns wirklich nicht gewohnt. Zur Wiedergutmachung gibt es eine schmackhafte Suppe aus Noras leckerer Küche.

Hof von Nora
Hof von Nora

Nach tiefem, erholsamem Schlaf in unseren Fahrzeugen, werden wir bald schon durch auf dem Hof herumrennende Kinder wach.

Die Familie unseres Gastgebers versammelt sich langsam auf dem Hof. 

 

Die beiden Schafe, die bei uns im Kofferraum mitfuhren, liegen noch lebendig vor dem Stall. Jedoch nicht mehr lange.

 

Noras Mann holt die beiden Tiere hinter das Haus und schneidet zuerst dem einen zügig die Kehle durch und lässt das Schaf ausbluten. Vorsichtig und sauber wird ihm das Fell abgezogen, woraus Nora warme Decken für den kalten Winter näht. Nach und nach wird das ganze Tier von mehreren Männern zerlegt. Mit einem Bunsenbrenner werden die Haare vom Schafschädel abgebrannt, bevor dieser dann im Suppentopf landet und drei Stunden gegart wird. Sogar die Beine des Schafes werden mit dem Brenner enthaart und kommen anschliessend ebenfalls in den Kochtopf. Somit wird das komplette Schaf verwertet.

 

(PS: leider haben wir von dieser Tradition keine Fotos)

Lake Kel-Kogul in Chon-Kemin auf 2315m.ü.M.
Lake Kel-Kogul in Chon-Kemin auf 2315m.ü.M.
Nicky mit Ischen
Nicky mit Ischen
Gruppenfoto
Gruppenfoto

Song Köl - Pferdefestival

Song Köl, magischer Moment!!
Song Köl, magischer Moment!!

Wir sind auf dem Weg an ein kirgisisches Pferdefestival am Song Köl. Wir fahren über eine endlos scheinende Steppe auf 3000 m.ü.M.

Mehrere Strassen führen zum See, da können wir den Weg kaum verfehlen. Vereinzelt sehen wir weisse Jurten und in deren Umkreis von mehreren Metern oder gar Kilometern weiden Yaks, Schafe, Ziegen und Pferde mit ihren Fohlen. Die Sonne scheint und glitzert im See. Ein harmonisches Bild, das Nicky den Atem raubt.

Kirgisische Jurten am Song köl
Kirgisische Jurten am Song köl
Kirgisen benötigen keinen Stuhl..sind so vertraut mit ihren Pferden!!
Kirgisen benötigen keinen Stuhl..sind so vertraut mit ihren Pferden!!

Wir sitzen am Boden inmitten von traditionell gekleideten und fröhlichen Kirgisen und starren mit offenem Mund und stockendem Atem den kirgisischen Reitern zu, die im Renngalopp ihre Kunststücke geschickt und elegant dem Publikum präsentieren. Im Hintergrund trällert kirgischische Musik. Der eine oder andere Kirgise im Publikum trällert auch, da er bereits um die Mittagszeit zu tief ins Glas schaute.

 

Wo wir hinschauen sind wir umgeben von prächtigen und kräftigen Pferden aller Farben. Nicky verliebt sich alle paar Minuten in ein neues Pferd, das sie am liebsten mitnehmen möchte!

 

Die Kirgisen reiten gerne zu zweit, zu dritt oder gar zu viert auf einem Pferd. Leider scheuen sie sich auch nicht zu reiten, wenn das Pferd unter ihrem kunstvoll geschmückten Sattel erst jährig ist. Über dies hinweggesehen, lieben und achten sie Ihre Pferde.

 

Wir schlendern zu Fuss über die Wiese und erkunden weiter unten am See, bei den zahlreichen Jurten, was es da so zu sehen gibt. Okay ... war vielleicht doch nicht so eine gute Idee. Pferde, Ziegen und Schafe werden direkt vor den Jurten geschlachtet und im riesigen Kochtopf, der vor jeder Jurte auf einem Feuer steht, gegart. Als Nicky einen Kochtopf näher unter die Lupe nimmt, entdeckt sie gar noch das komplette Gebiss eines Pferdes. Schnell wegschauen und weiter laufen, nicht dass uns noch eine Suppenschale angeboten wird.

 

Zu spät! Wir werden von einem Kirgisen regelrecht in seine Jurte gezerrt. Er möchte sein gastfreundliches Herz bei uns voll auslassen. Seine Frau nimmt eine vergilbte PET-Flasche und eine grosse Schale hervor. Sie schenkt uns eine trübe, weisse Flüssigkeit ein. Oh nein! Es ist Kumyz, die vergorene Stutenmilch. Bis anhin sind wir immer davongekommen und nun sitzen wir auf den wunderschön verzierten Kissen am Boden einer Jurte mit je einer grossen Porzellanschale, bis an den Rand gefüllt mit dieser Stutenmilch, worüber wir ja schon so viel gehört und gelesen haben.

Roy wagt es und nimmt den ersten Schluck aus seiner Schale und versucht sich ja nichts anmerken zu lassen, denn die Blicke unserer Gastgeber sind stets bei uns. Nicky wagt auch den ersten Schluck zu nehmen ... und noch einen! Wir möchten ja die Gastfreundschaft nicht ablehnen und überwinden uns. Schnell stopfen wir noch ein trockenes Biskuit hinterher. Der Mageninhalt findet langsam den Weg nach oben. Verzweifelt schaut Nicky Roy an und meint: noch ein Schluck und alles landet auf dem säuberlich gedeckten Tisch! Wie kommen wir aus dieser Situation wieder raus, ohne dass wir jemanden beleidigen?

Wir sitzen noch immer da und machen gute Miene, knabbern auf den trockenen Biskuits herum, und tun so, als würden wir immer wieder einen Schluck von dieser  für uns magenveräzenden Milch trinken.

 

Die Gastmutter macht Anstalten, dass sie uns etwas holen möchte und verschwindet aus der Jurte, ihr Mann geht hinterher.

Wir sitzen noch immer da und schauen uns an! Was jetzt?! Die holen doch nun nicht etwa die Suppe für uns, wo die Zähne und das undefinierbare Fleisch noch herumschwimmen?

Kurz entschlossen hüpfen wir in unsere Turnschuhe und laufen so schnell wir können, ohne uns einmal umzudrehen, davon. Es dämmert bereits und wir haben Glück. Wir entkommen! Mit schlechtem Gewissen gehen wir wieder zurück zum Gandi, der zum Glück keine Stutenmilch abbekommen hat!! :-)

Der Weg ist das Ziel
Der Weg ist das Ziel