Indien II

Indien Route
Indien Route

Fazit Indien:

 

Das wohl verrückteste, facettenreichste und farbigste Land dass wir je bereist haben. Das Land der grössten Gegensätze. Neben absolutem Super-Reichtum sehen wir erschütterndes Elend und totales Chaos. Die Wirtschaftsweltmacht Indien ist im Grunde genommen ein Drittweltland. Es sind harte Worte, aber wir haben Sachen gesehen und erlebt die auf keine Kuhhaut passen. Armut, Ueberbevölkerung, Abfallproblem, Verschmutzung, Korruption, kein sauberes Trinkwasser, kein Strom, extrem hohe Anzahl Verkehrsunfälle.... sind nur einige Schlagwörter, die uns tagtäglich beschäftigen. Nichtsdesto trotz hat das Land auch sehr schöne Seiten, die wir in unseren Fotos und Texten versuchen zu wiedergeben.

fröhliches, indisches Mädchen
fröhliches, indisches Mädchen

Hampi

Hampi
Hampi

Gestärkt und gut erholt verlassen wir Goa nach vier Wochen und steuern die historische Stadt Hampi an, welche im indischen Bundesstaat Karnakata liegt. Auf dem Weg gönnen wir unserem Gandalf noch frisches Oel und erreichen Hampi am späten Abend. Im Mango Tree Restaurant verabreden wir uns mit Ilse und Joep, jenem Niederländer Paar, das wir in Agonda kennengelernt haben. Campieren ist in Hampi generell nicht möglich und so parkieren wir unseren Gandalf auf einem flachen Felsen inmitten einer Bananenplantage etwas ausserhalb des Dorfes. Das malerische Hampi, ein UNESCO Weltkulturerbe seit 1986, liegt eingebettet in einer spektakulären Felslandschaft. Unzählige Tempelanlagen erkunden wir mit einem gemieteten Fahrrad. Wie sich später aber herausstellt, sind Zweiräder auf Kopfsteinpflaster und Treppen nicht wirklich geeignet. An einem nahegelegenen kleinen See campieren wir zusammen mit den Niederländern einige Tage und geniessen die Idylle zwischen den grossen Felsblöcken.

Nichts Neues in Indien

Indischer Alltag auf den Strassen
Indischer Alltag auf den Strassen

Weiter südlich geht’s entlang der Westküste auf sehr schlechten Strassen. Es sind nicht unbedingt die Strassen, welche uns Probleme bereiten. Eher ist es der indische Fahrstil, der uns wirklich den letzten Nerv kostet. Auf schmalen Bergstrassen mit viel Gegenverkehr überholen uns grosse Busse, welche dann hundert Meter später wieder einen Stopp reissen, um Personen ein- oder aussteigen zu lassen!! Die Busfahrer der staatlichen Busunternehmen sind der wahre Horror!!! Elefant mit Scheuklappen und Rakete im Arsch!!! Was eigentlich noch weit untertrieben ist!!

 

Kerala – Houseboat trip

"Bedbugs"-Express!
"Bedbugs"-Express!

Kerala gefällt uns sehr gut. Ein sehr sozialer Staat mit weniger Armut im Vergleich zum Rest Indiens. Die „Coffee House“ Kette von Kerala ist berühmt für guten und günstigen Kaffee. Eine Non-Profit-Organisation, die im ganzen Staat Kaffee, Kuchen und ganze Menüs für sensationell günstige Preise anbietet. Die soziale Organisation schafft, nebst günstigen Preisen, auch tausende  Arbeitsstellen in Kerala. Wir konsumieren ein feines Mittagessen mit Dessert, Kaffee, Tee für vier Personen und zahlen umgerechnet nur CHF 4.50.
In Allapey machen wir uns auf die Suche nach einem Hausboot, um die berühmten Backwaters von Kerala zu besichtigen. Die Auswahl ist riesig, in ganz Kerala gibt es etwas über 4'500 Hausboote und dies macht die Sache nicht leichter für uns. Im Hafen von Allepey fragen wir uns durch und schauen uns Dutzende von Boote an. Die Preise fangen bei einfachen Booten bei 5'000 Rupien an und gehen bis zu 14'000 Rupien für die Luxusklasse. Nach vier Stunden verhandeln, einigen wir uns auf einen Preis von 8'000 Rupien (CHF 160.-) pro Nacht für ein Mittelklasse-Boot, inklusive Frühstück, Mittag- und Nachtessen, Tee und Snacks für vier Personen. Drei Tage geniessen wir das süsse Nichtstun, während unser Boot im Schneckentempo durch die Kanäle gondelt. Das Boot bewegt sich nur maximal vier Stunden pro Tag und so ist die zurückgelegte Distanz weniger, als dass was das Taxiboot in einem Tag zurücklegt. Fazit… gutes Essen, allgemein guter Service. Nicky war jedoch auf dem "Bedbugs-Express" und wurde von Bettwanzen total übel zugerichtet.

Varkala - Beach

Varkala; Blackbeach
Varkala; Blackbeach

Unser nächstes Ziel ist Varkala Beach. Ein wunderschöner Palmenstrand mit kristallblauem Wasser, schwarzem Sand und vielen Resorts. Erstmal müssen wir uns einen Weg zum Strand erfragen, der eigentlich nur ein Fussweg ist. Die Mühe lohnt sich. Wir finden einen wunderbaren Platz neben einem kleinen Resort mit Restaurant, wo wir auch gratis duschen dürfen. Ilse und Joep verabschieden sich bereits nach 4 Tagen wieder. Sie fahren an die Ostküste nach Chennai, wo sie ihren Nissan Patrol nach Malaysia verschiffen. Wir hängen noch einige Tage an und vertreiben uns die Zeit mit Yoga, Sonne anbeten, shoppen und gutem Essen, bevor auch wir weiter Richtung Süden tuckern.

Cape Komorin

Roy und Nicky am südlichsten Punkt von Indien
Roy und Nicky am südlichsten Punkt von Indien

Am südlichsten Punkt von Indien schauen wir uns den Sonnunter- und -aufgang über gleich drei Meeren an. Die ganze Sache war für uns nicht sehr emotional, haben wir doch schon hundert schönere Sonnenuntergänge erlebt. Hier am Cape gibt es sonst nicht viel zu sehen, ausser dem Tempel der jungfräulichen Meeresgöttin, welche wir uns aber nicht anschauen. Es macht sich auch langsam bemerkbar, dass wir indien-müde geworden sind. Die aufdringlichen, zum Teil respektlosen Inder rauben uns die letzte Energie und die Lust am Weiterreisen. Wir beschliessen, so schnell wie möglich an der Ostküste hochzufahren und Nepal anzupeilen.

Nase gestrichen voll

Paradise Beach
Paradise Beach

An der Ostküste gibt es für uns nicht mehr viel Interessantes, ausser ein paar mehr oder weniger schöne Strände. Die Paradise Beach südlich von Pondicherry war schön anzuschauen, aber der Gestank ist unerträglich. Die lokalen Fischer und wohl auch andere Dorfbewohner benützen den schönen Palmen-Strand als Klo. Wir suchen uns einen Platz zwischen den Scheisshaufen und versuchen uns zu entspannen. Nach ein paar Minuten haben wir die Nase gestrichen voll und flüchten in ein nahegelegenes Luxus Resort.

Wenn Engel Französisch sprechen

Nicky mit Französischer Kundin
Nicky mit Französischer Kundin

Das Kailas Beach Resort steckt voller Ueberraschungen. Nach der ersten Anfrage heisst es das Resort sei ausgebucht. Wenig beeindruckt davon beschliessen wir uns am Hotel Pool niederzulassen und eeeendlich zu entspannen. Kurze Zeit später kommt Nicky mit einem älteren, französischen Paar in Kontakt. Die Madame ist interessiert an Nickys Leder- und Pferdehaarschmuck und kauft ihr eines der besseren und teuersten Schmuckstücke ab. Aus Freude über das gute Geschäft möchte mich Nicky heute zum Abendessen einladen. Gerne nehme ich das verlockende Angebot an und so gönnen wir uns schon mal einen Apéro zum Aufwärmen am Pool. Bald gesellen sich die Franzosen, Brigitte und Jean-Pierre zu uns und fragen uns, ob sie uns ein Zimmer offerieren dürfen? Total verdattert schauen wir uns an und fragen uns wie, was, warum? Aber wir dachten doch das Resort sei ausgebucht und jetzt sollen wir gratis ein Zimmer bekommen?

In diesem Luxushotel? Aber das Hotel ist doch ausgebucht!? "Ach lasst mich nur machen!" Okay?? Minuten später können wir unser nobles Zimmer beziehen und finden keine passenden Worte.

Wir nehmen dankend an! Herzlichen Dank an Jean Pierre und Brigitte für dieses schöne Zimmer. Beim Nachtessen zusammen mit den Franzosen und einem Indischen Unternehmer Paar erzählen wir von unseren Abenteuern. Das Indische Pärchen lädt uns am Schluss noch alle zum Essen ein. Der Tag war für uns wie ein 6er im Lotto!!!! Danke, Danke, Danke :-)

Crime Police

Etwas abbseits des Highways stoppen wir für einen Lunch Break. Kurz vor dem vorbereiten, wohlverdienten Mahl, kommt ein Inder auf dem Moped angebraust. Das sei eine verbotene Zone und ein Kollege sei bereits unterwegs. Roy hat kein Verbotsschild gesehen und teilt dies dem Mann mit. Der bleibt bei seiner Meinung. Unterdessen ist auch der Kollege eingetroffen, der sich als Kriminalpolizist ausweist mit einem laminierten Kärtchen. Der „Polizist“ stellt sein Motorrad hinter Gandalf und verlangt die Pässe. Roy gibt ihm die Pässe. Er sagt wir müssen auf den Posten mitkommen. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Roy, ganz cool, tut so als würde er seinen Vater anrufen. Er führt ein fiktives Telefonat mit seinem Vater, ein Schweizer Polizeikommandant. Sogar ich glaube, dass er telefoniert. Er mischt Schweizerdeutsch und Englisch, damit die „Kriminalisten“ auch etwas verstehen. Die Polizisten werden unsicher, dann geht alles ganz schnell. Roy kann ihnen die Pässe wieder abnehmen und steigt ein. Legt den Rückwärtsgang ein und beginnt zu fahren. Ich rufe entsetzt: „du fährst über den Töff“. Roy meint der ist versichert und, wenn es kein Polizeimotorrad ist, dann nimmt der „Polizist“ ihn weg. Tatsächlich entfernt er seine Maschine und Roy setzt weiter zurück bis auf die Strasse. Die Flucht beginnt...

Wir fahren auf die Hauptstrasse und davon. Bei der nächsten Zahlstation beginnt das grosse Zittern. Ob wir gestoppt werden? Die Barriere öffnet sich, nichts geschieht. Nicht einmal zahlen, müssen wir. Trotzdem haben wir das Gefühl draussen hat es lauter Verfolger. Unangenehm. Wir machen nur ganz kurze Stopps für das kleine Geschäft. Picknick gibt es im Gandalf on the fly. Nur raus aus diesem Bundesstaat.

Nach 650 km und einer zwölfstündigen Fahrt ist es geschafft. Wir fühlen uns wieder sicher. Hoffentlich werden wir nicht an der Ausreise nach Nepal gehindert.

 

Zur Erholung landen wir wieder mal in einem Luxusresort, welches wir jedoch aus eigener Kasse bezahlen!:-) Schliesslich ist ja auch Valentinesday! Happy Valentine!!:-)

Darjeeling

Kanchenjunga 8686m
Kanchenjunga 8686m

Wir spulen insgesamt etwas über 2500 Kilometer ab, bevor wir in die Nähe der nepalesischen Grenze kommen. Wir entscheiden uns kurzerhand noch eine Schlaufe zu machen, nach Darjeeling, bevor wir die Grenze nach Nepal definitiv überschreiten.

 

Insgesamt fünf Stunden dauert die kurvenreiche Fahrt nach Darjeeling, wo wir uns dann im Tibet Guesthouse einquartieren. Die Stadt auf 1900 Meter liegt am Fusse des Himalayas und besitzt eine hohe ethnische Diversität. Die Menschen hier sind zurückhaltender und freundlicher als im Rest Indiens. Inder, Nepalesen und Tibeter leben hier in dieser hügeligen, schönen Landschaft. Vier Tage vergehen wie im Fluge und so geht's endlich weiter.

 

Nepal, wir kommen!!!